Bei S 21 will Senat 340 Millionen Mark sparen

■ Heute Entscheidung über einen anderen Tunnelverlauf / Bau auch nach Fertigstellung des Regierungsviertels möglich

Bei den Verkehrsplanungen im Zentrum der Stadt soll es zu einer wesentlichen Änderung kommen: Auf seiner heutigen Sitzung wird der Senat über einen neuen Verlauf der S-Bahn-Linie 21 entscheiden, erfuhr die taz. Der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Tomas Spahn, berichtete auf Anfrage, daß sich die Kosten für die Vorarbeiten der neuen Tunnelvariante auf 60 Millionen Mark beliefen – für den bislang geplanten Verlauf wären es 400 Millionen Mark gewesen.

Vor einigen Wochen hatte der Senat beschlossen, vorläufig auf den eine Milliarde Mark teuren Bau der S-Bahn-Röhre zwischen Potsdamer Platz und Lehrter Bahnhof zu verzichten (die taz berichtete). Die Bundesregierung hatte zuvor signalisiert, andernfalls den parallel verlaufenden Fernbahntunnel nur zwei- statt viergleisig zu planen. Damit die als wichtig erachtete S-Bahn später dennoch verwirklicht werden kann, drängte Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) darauf, wenigstens jene Tunnelstücke bauen zu lassen, die später nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand oder gar nicht mehr realisierbar gewesen wären. Doch die Anbindung an den Lehrter Bahnhof, die Unterquerung der Spree und des Regierungsviertels sowie der U- und S-Bahnhof Reichstag hätten 400 Millionen Mark gekostet. Das Geld für diese „Vorleistungen“ muß bislang Berlin aufbringen.

Auf diese Vorarbeiten soll laut Senatsvorlage der Verkehrsverwaltung nun weitgehend verzichtet werden können. Die S-Bahn brauche – statt wie bislang vorgesehen vor – nur hinter dem Reichstag geführt zu werden. Auf den S-Bahnhof sowie die Unterquerung des Regierungsviertels und der Spree könnte in dieser ersten Phase verzichtet werden. Wie Hans-Jürgen Pickert, Mitarbeiter des mit der Planung beauftragten Düsseldorfer Ingenieurbüros Schüssler-Plan, der taz gestern erläuterte, könnte der S-Bahn-Tunnel in der Spree nordöstlich vom Reichstag eingesetzt werden, wenn das Regierungsviertel längst fertig ist. Eine komplizierte Verflechtung mit den dann weiter westlich gelegenen U-Bahn-, Straßen- und Fernbahn- Tunneln entfiele ebenfalls.

Ein kombinierter U- und S-Bahnhof Reichstag wäre dann aber nicht mehr möglich. Der Bahnhof für die U 5 würde vor, der für die S 21 hinter dem Reichstag liegen. Was kein nennenswerter Nachteil wäre: Fahrgäste können von S- auf U-Bahn auf drei benachbarten Bahnhöfen umsteigen. Die Kosten für die Fertigstellung der gesamten Strecke vom Potsdamer Platz bis zum Lehrter Fernbahnhof sollen nach Schätzungen von Planern in diesem Fall allerdings erheblich steigen – um 500 Millionen auf anderthalb Milliarden Mark. Dieses Geld müßte allerdings erst aufgebracht werden, wenn die S 21 verwirklicht wird. Und das kann dauern. Senator Haase: „Unsere Kinder sollen schließlich auch noch etwas zu bauen haben.“ Dirk Wildt