„Stätten ökologischen Lebens“

■ Hamburgs Schulen sollen umweltbewußter werden   Von Ruth Hoffmann

„Umweltschule in Europa. Vom Denken zum Handeln“ ist das Motto eines europaweiten Wettbewerbes, an dem sich Hamburg als einziges Bundesland ab dem kommenden Frühjahr beteiligen will. Alle Hamburger Schulen sind aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, um ihre Schule und das Leben in ihr umweltverträglicher zu gestalten.

Denn noch, so Landesschulrat Peter Daschner gestern, bestehe eine „Diskrepanz zwischen Unterrichtsinhalten und ihrer Umsetzung“. Ziel des Wettbewerbes sei es darum, die Umwelterziehung nicht mehr auf die Vermittlung von Fachwissen zu beschränken, sondern umweltbewußtes Handeln nach und nach selbstverständlich zu machen. Der Schulalltag bietet dazu reichlich Gelegenheit.

Eine Jury, deren Besetzung von der Schulbehörde noch festgelegt wird, soll im Juni darüber entscheiden, welche der eingereichten Projektentwürfe „ideell und materiell“ gefördert werden. Dafür stellt ein Bauunternehmen rund 40.000 Mark sowie technische Hilfe für die praktische Umsetzung zur Verfügung. Diese soll im Schuljahr 1994/95 beginnen. Bei erfolgreichem Verlauf wird den jeweiligen Schulen der Titel „Umweltschule in Europa“ verliehen. Diese Bezeichnung tragen sie ein Jahr lang und dürfen sie in dieser Zeit in Form einer Plakette am Schultor und auf Briefköpfen tragen.

Nach Ablauf des Jahres müssen sie sich dann mit einem neuen oder weitergeführten Projekt wieder bewerben. Die Auszeichnung steht darum, so Daschner, „nicht für einen einmal erreichten Zustand, sondern für einen Prozeß, in dem sich die Schule auf ihrem Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit befindet.“

Auf einem Seminar im Institut für Lehrerfortbildung wurden bereits erste Möglichkeiten aufgezeigt, wie und wo in der Schule ökologisch bewußter gehandelt werden könnte. Auch der von der Schulbehörde herausgegebene „Wegweiser zu einer umwelt-verträglichen Schule“ gibt dafür Anregungen für alle Bereiche in der Schule. Die Palette reicht von Müllvermeidung in der Kantine über die Entsorgung von Gefahrstoffen aus dem Chemie- und Biologieunterricht bis zur ökologischen Sanierung und Begrünung des Geländes.

Die Vorschläge wenden sich ausdrücklich an alle Beteiligten, vom Hausmeister bis zur Schulleitung, da nur Zusammenarbeit wirklich effektiv sei. Auch die zu entwickelnden Projekte dürften keine von oben auferlegten Maßnahmen sein, sondern müssen von allen mitgetragen werden. In den rund 250.000 Menschen, die sich täglich in den 421 Hamburger Schulen aufhalten sieht der Landesschulrat dafür „ein riesiges Potential“.

Zahlreiche Projekte Hamburger Schulen, in denen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern erfolgreich zusammengearbeitet haben, geben ihm recht. So sind bereits viele Kantinen auf Mehrwegsysteme umgestiegen, haben SchülerInnen in Eigenregie Sammelbestellungen für ökologisch hergestelltes Schreibmateriali organisiert oder in Projektwochen gemeinsam mit ihren LehrerInnen Teiche angelegt.

„In den Schulen besteht ein großes Bedürfnis, etwas zu tun. Das soll mit dem Wettbewerb gefördert werden“, sagt Peter Daschner. Seine Vision sei es, Schulen zu „Stätten des ökologischen Lebens“ zu machen, die auf die jeweiligen Stadtteile „eine positive Signalwirkung“ haben.

Schule macht Schule. In Dänemark gehört das schon zum Alltag. Dort läuft die europaweite Aktion bereits mit großem Erfolg. Frankreich, Großbritannien, Spanien und die Niederlande haben sich dem Projekt ebenfalls angeschlossen.