Nachgefragt
: Umgeschwenkt

■ Autoarme City - wie in Hamburg

Die oft erregten Diskussionen um eine autoärmere Bremer Innenstadt kennt das Planungsbüro Schnüll/Haller aus vielen anderen Städten, zum Beispiel aus Hamburg. Dort hat es im vergangenen Jahr einen sechswöchigen Versuch ähnlich dem in Bremen geplanten gegeben. Eine zentrale Innenstadt- Querspange, nämlich die Verlängerung des Jungfernstiegs wurde gesperrt. Diese Verkehrsbeschränkung nannte man dann übrigens „Erweiterung der Fußgängerbereiche“, das hörte sich einfach freundlicher an. Das erwartete Chaos blieb aus. Wir sprachen mit einem Stadt- und Verkehrsplaner des Schnüll-Büros, Peter Bischoff.

Haben sich die Hamburger Kaufleute auch so angestellt?

Peter Bischoff: Auch in Hamburg gab es zunächst große Widerstände. Aber irgendwann sind die Kaufleute doch umgeschwenkt und unterstützten den Modellversuch massiv. Die machten zum Beispiel in der Tageszeitung eine achtseitige Farbbeilage mit einem Plan in der Mitte, den man sich an die Wand hängen konnte; da war alles drauf, was sich durch einen Modellversuch ändert. Außerdem gab es Paketbusse und einen Service, daß einem die Einkäufe für fünf Mark nachhause gebracht wurden.

Und wollen die HamburgerInnen jetzt eine dauerhafte Innenstadt- Beruhigung?

Die Hamburger setzen das jetzt um. Dort sind übrigens auch begleitend 1.300 Passanten am Ende des Modellversuchs befragt, und da zeigte sich eine überaus große Zustimmung. Eine überraschend große Zahl der Innenstadt-Besucher, egal ob Autofahrer oder Fußgänger, hat sich dafür ausgesprochen, weitere Teile der Innenstadt zu sperren. Und auch bei der Kaufmannschaft fanden 50 Prozent den Versuch „eher gut“.

Aber diese Zufriedenheit hat sich offenbar nicht bis nach Bremen herumgesprochen?

Man hört hier oft das Argument, daß Bremen mit Hamburg nicht zu vergleichen sei, weil die Hamburger ein besseres Nahverkehrssystem hätten. Aber ich meine, daß das Nahverkehrssystem der Größenordnung Bremens durchaus angemessen ist.

Die Kaufleute befürchten Umsatzeinbußen - hat sich das denn in Hamburg bewahrheitet?

Bei einzelnen Geschäften ist es sicher zu geringen Umsatzeinbußen gekommen wegen ihrer besonderen Lage. Wenn man aber nach Zahlen gefragt hat, war da eine sehr große Zurückhaltung. Wir konnten das nicht richtig nachprüfen Fragen: Christine Holch