Gott töten

■ Taboris „Requiem für einen Spion“

„Only those speak the truth who speak in pain“, steht über dem neuen Hörspiel von George Tabori. Und so inszeniert es Jörg Jannings dann auch: als schmerzhaft- komische Parabel über den Verrat.

In einer Tiefgarage trifft sich der ungarische Jude und Agent Heinrich Zucker mit seinem ehemaligen britischen Führungsoffizier Murdoch. Die Geheimdienst-Hierarchie war seinerzeit klerikal organisiert, und Murdoch gab damals den „Dorfpfarrer“ Zucker für „Gott“ aus, was ihn fast das Leben gekostet hätte: „Der teutonische Teufel hält Sie für Gott und ist scharf darauf, Sie zu töten, wie es einem Gott geziemt.“ Am Ende des Requiems wird Heinrich Zucker sterben, nicht durch seinen Dienstrevolver („Laute Geräusche machen mich nervös“), nicht mit einer Plastiktüte über dem Kopf („Ich bin Asthmatiker“), aber vielleicht so, wie er geboren wurde – nur anders herum. Jochen Meißner

20 Uhr, DS-Kultur, Ursendung