Südafrikas ANC bekommt kalte Füße

■ Referendum über „Burassic Park“ abgelehnt – aber weitere Verhandlungen

Johannesburg (taz) – Die südafrikanische Anti-Apartheid-Allianz African National Congress (ANC) hat die Idee eines Plebiszits für weiße Buren über die Einrichtung eines weißen Homelands vorläufig verworfen. Aber die bilateralen Gespräche des ANC mit der rechtsgerichteten Afrikaner Volksfront gehen trotzdem weiter. Auch die weiße Regierung von Präsident Frederic de Klerk verhandelt nach wie vor mit der Freiheitsallianz, in der die Volksfront, die rechtsradikale Konservative Partei, die Schwarzenbewegung Inkatha sowie die Regierungen der Homelands Boputhatswana und Ciskei vertreten sind.

Bei den Gesprächen hat es laut südafrikanischen Presseberichten Bewegung auf beiden Seiten gegeben. Die weißen Reformgegner halten nach wie vor an einem eigenen Gebiet fest. Dabei scheinen die Diskussionen sich mittlerweile auf sogenannte „Subregionen“ in einigen der neun geplanten Provinzen Südafrikas zu konzentrieren. Um sowohl die Forderungen des Boputhatswana-Chefs Lucas Mangope wie auch der konservativen Buren zu erfüllen, wird überlegt, ihnen Gebiete im West- Transvaal nahe der Grenze zu Botswana und Simbabwe zuzugestehen.

Mit diesem Modell könnte theoretisch auch den Ansprüchen von Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi Genüge getan werden. Ein Teil der Provinz Natal, in dem gegenwärtig das von Inkatha regierte Homeland Kwa Zulu liegt, würde danach unter der Verwaltungs- und Regierungshoheit Inkathas bleiben. Die Parteien der „Freiheitsallianz“ treffen sich am heutigen Donnerstag zu weiteren Beratungen in einem südafrikanischen Wildreservat.

Sowohl Südafrikas Regierung wie auch der ANC scheinen fest entschlossen, einen Konflikt mit den Reformgegnern zu vermeiden. ANC-Präsident Nelson Mandela warnte am Dienstag davor, die Drohungen der Rechtsradikalen gegen den Demokratisierungsprozeß und die Durchführung der Wahlen im April 1994 zu ignorieren. Präsident de Klerk machte deutlich, daß seine Regierung gegenwärtig nicht daran denkt, die einst von Südafrika installierten Schwarzen-Homelands unter Einsatz von Zwang aufzulösen. ANC- Vertreter Mathew Phosa hatte zuvor gedroht, man würde „Panzer schicken“, um widerspenstige Homeland-Führer gefügig zu machen. Willi Germund