VW und IGM rechnen

■ Finanzielle Bewertungsunterschiede verzögern Abschluß der 4-Tage-Woche

Hannover (taz/AFP/AP) – Die geplante Viertagewoche scheint unter Dach und Fach, nun beginnt das Nachrechnen. Nach getrennten Vorgesprächen setzten sich die Delegationen der Volkswagen AG und der IG Metall gestern am späten Nachmittag erneut zusammen, um die in der Nacht zuvor offengebliebenen Kostenbelastungen zu klären. Nach 13stündigen Verhandlungen hatte sich die Tarifrunde am frühen Mittwochmorgen wegen „krasser Bewertungsunterschiede" (VW-Delegation) über den finanziellen Wert der Angebote vertagt. Dabei bereitet vor allem die schon verabredete vorzeitige Einführung der 35-Stunden- Woche zum 1. Oktober 1994 weiter große Probleme. Während die Gewerkschaft von einer effektiven Kostenbelastung von 1,4 Prozent ausgeht, setzt die VW-Geschäftsleitung die Arbeitszeitverkürzung mit 2,8 Prozent an.

Gegenstand der neuen Verhandlungsrunde sei jetzt die „Gestaltung der Zumutbarkeit“ für alle Mitarbeiter, sagte VW-Arbeitsdirektor Jochen Schumm. Die IG Metall möchte den VW-Beschäftigten unter allen Umständen das Monatseinkommen erhalten. Unter dem Druck der Krise zeigte sie sich beim Jahreseinkommen jedoch äußerst flexibel. Nach dem bisherigen Stand der Verhandlungen soll die Lohnerhöhung um 3,5 Prozent auf Januar 1994 verschoben werden. Außerdem werden die gut 100.000 VW-Beschäftigten auf ihr 14. Monatsgehalt, eine Jahressonderzahlung im Sommer von 96 Prozent eines Monatseinkommens, sowie den bei Schichtarbeitern alle drei bis acht Jahre anfallenden zweiwöchigen Sonderurlaub verzichten. Im Gegenzug ist VW bereit, die für Oktober 1995 vereinbarte 35-Stunden-Woche vorzuziehen, sperrt sich aber, die auf 1,5 bis 2,1 Milliarden Mark geschätzten Kosten eines Sozialplans in die Verhandlungen einzubringen. Mit der Arbeitszeitverkürzung von 36 auf 28,8 Stunden soll die Entlassung von rund 30.000 Mitarbeitern vermieden werden. IG-Metall-Verhandlungschef Jürgen Peters: „Beide Seiten sind zum Erfolg verdammt.“ es