„Mit Be-Bop wäre es einfacher gewesen“

■ Das Hamburger Jonas Schoen-Sextett auf dem Weg nach oben

Beim diesjährigen Jazz-Port-Festival gewann das Jonas Schoen Sextett den Publikumspreis. Für die hiesige Jazz-Gemeinde war es die erste Gelegenheit, auf das Ensemble um den Saxophonisten und Komponisten Jonas Schoen aufmerksam zu werden. Nun sind die Lokalmatadore auf dem Weg in die nationale Elite.

„Einfach ist das nicht“, sagt der 1969 in Hamburg geborene Schoen. Es sei ein hartes Stück Arbeit, üben, üben und wieder üben heißt die Devise und dazu gehört auch, vor Publikum aufzutreten. Eine Tournee wird das Sextett im nächsten Jahr auf 40 deutsche Bühnen führen. Ein Abstecher zum Kopenhagener Jazz-Festival und Auftritte in Frankreich sind geplant. Es ist der richtige Weg, denn „man muß hier raus“, um bekannt zu werden. Es ist allerdings ein paradoxes Phänomen, daß europäische Jazzer sich erstmal in der New Yorker-Szene etablieren müssen, bevor sie im Abendland Früchte ernten können. Mit den amerikanischen Kollegen ist es genau umgekehrt. New York liegt aber vorerst weit weg.

Der ganz große Erfolg ist Jonas Schoen noch nicht beschieden. „Hätte ich ein Quintett gegründet und Be-Bop gespielt, wäre es natürlich einfacher gewesen“, meint der Mann mit dem roten Schal. Seine Musik könnte zwar in der Rubrik „Modern Jazz“ geführt werden, die Bezeichnung aber gibt keine Hinweise auf die Musik, die der Student der Hamburger Musikhochschule komponiert.

Vor zehn Jahren begann er Saxophon zu spielen. Damals waren nicht die Jazzer der alten Garde seine Vorbilder. Er hörte Hendrix, AC/DC, Funk und leicht bekömmlichen Jazz der Sorte Al Jarreau. Inzwischen hat das Musizieren und Komponieren professionelle Konturen. „Ich kann auf mich berufen“, so Schoen. „Mir gefällt, wie Herbie Hancock mit den musikalischen Schubladen umgeht, und ich bin auch von der Szene um Steve Coleman angetan“. Er höre sehr unterschiedliche Sachen, Impulse für die rhythmischen Motive kämen aus dem Bauch. Wie stehen aber Jüngere zum Erbe des Jazz? „Für viele hört der Jazz beim Be-Bop auf. Für mich fängt er da an“, meint Schoen.

Zwischen Be-Bop und Funk-Jazz, zwischen Stravinsky und Hendrix sucht Schoen seinen eigenen Weg. Heute spielt das Jonas Schoen Sextett im Birdland. Der Jazz-Club ist das Nest des Alt- und Sopransaxophonisten. „Inzwischen terte ich zweimal im Jahr und nicht einmal im Monat auf“, so Schoen, der es aufregender findet, in Clubs aufzutreten. „In großen Hallen steht man weit weg vom Publikum und sieht es nicht. In Clubs sieht man, wie die Leute auf die Musik reagieren“.

Alexander Cowell/Foto: JMS

Birdland, heute, 20 Uhr