N-Joy oder N-Täusch?

„Gebührenverschwendung, Gefährdung der dualen Rundfunkordnung, Wettbewerbsverzerrung, Arbeitsplatzgefährdung“ – Hamburgs Privatsender funkten nicht gerade herzliches in Richtung ihres öffentlich-rechtlichen Rivalen, als der NDR Anfang Oktober sein fünftes Radioprogramm vorstellte.

Am 4. April 1994 soll „N-Joy-Radio“ als reiner Jugendsender in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern auf Sendung gehen. Um „den jüngsten Teil des radiohörenden Publikums nicht konkurrenzlos privaten Veranstaltern zu überlassen“, wie NDR-Hörfunkchef Gernot Romann das millionenschwere Projekt vor seinem Rundfunkrat rechtfertigte. Mit „an den Lebensgewohnheiten der unter 20jährigen orientierten Musik- und Wortbestandteilen“ will der NDR Kommerzsendern wie Frank Ottos OK-Radio, ffn und Radio Hamburg Paroli bieten, nicht ohne stets und ständig zu versichern, daß der Informationsanteil nicht zu kurz kommen soll. Eine Begrenzung des Wortanteils, so die Ankündigung werde es nicht geben.

Nicht nach oben, allerdings auch nicht nach unten. „Das Wortprogramm des Jugendradios ist aktuell, schnell, aber sparsam“. Kurze „News-Shows, noch kürzere „Nachrichten-Telegramme“ und gelegentliche Beiträge mit jugendspezifischen Themen sollen dafür sorgen, daß aus N-Joy-Radio nicht nach dem ersten einschalten ein N-Täusch-Radio wird.

Das neue Jugendradio ist neben der Reduzierung des Wortanteils im einst so renommierten Vorzeigeprogramm NDR 2 das prägnanteste Merkmal einer Neustrukturierung der NDR-Hörfunkprogramme, die die öffentlich-rechtlichen Funker derzeit vorantreiben. Ziel: Neben den Minderheitenprogrammen von NDR 3 und NDR 4 drei massenattraktive Programme für die verschiedenen Altersgruppen zu placieren: NDR 1 für Älteren, N-Joy für die Jugendlichen, NDR 2 – als einziges Programm mit Werbespots – fürs kaufkräftige „Mittelalter“.

uex