Fauchen, Ätherisches

■ Heute in Bremen: Namtchylak/Kowald

Darf man nicht versäumen! Den heutigen Auftritt von Sainkho Namtchylak und Peter Kowald bei DACAPO. Denn sie eröffnen ebenso ungewohnte wie ungeahnte Klangwelten. Was die aus dem sibirischen Tuva stammende Sainkho Namtchylak mit ihren Stimmbändern treibt, hat magische Dimensionen. Ihre Lautmalereien umfassen ein Spektrum, das von animalischen Knurr- und Fauchlauten bis zu den ätherischen Tönen ostasiatischer Kunstmusik reicht. Die Intensität ihrer stimmlichen Performance erweckt manchmal den Eindruck, sie wäre ein Medium. Sie schnauft, greint, schnattert, zwitschert mit irritierender Heftigkeit. Vor allem aber überträgt sie die volksmusikalischen Techniken des Oberton- und Kehlkopfgesangs ihrer Heimat, dem sibirischen Grenzgebiet zur Mongolei, in den Bereich der freien Improvisation.

Im Wuppertaler Bassisten Peter Kowald hat sie einen kongenialen Partner. Beide versuchen die klanglichen Möglichkeiten ihrer „Instrumente“ auszweiten, Grenzen zu überschreiten. Vibrierende Obertöne, jauchzende Kehlkopftonkaskaden, Triller, heiseres Ächzen paart sich mit einem düster gestrichenen Baß oder den nachklingenden Baßtönen der gezupften Saiten. Ein experimentierendes Suchen nach Klängen und Geräuschen, voll überraschender Wendungen und ungeahnten Tönen. arnaud