■ Rosi Roland's wahre Geschichten: Toyotaaaah!
Unsere Sozis - Gerade hatten wir uns an die himmlische Ruhe gewöhnt und uns schon Sorgen gemacht, ob die Partei möglicherweise chaosunfähig geworden wäre. Aber weit gefehlt: Wenn die richtigen aufeiandertreffen, dann rumpelt's, daß sämtliche Gerüchteköche ihr helle Freude haben. Volker Kröning kündigt an, daß er in den Bundestag will, und schon gehen wieder die alten Debatten nach dem Toyota-Motto los: Politik in Bremen - Nichts ist unmöglich. Ein kleiner Streifzug durch die Weissagungen derer, die's schon immer gewußt haben, bitte sehr:
Erstens: Wann soll Kröning zurücktreten, wenn er denn nominiert wird? Kröning sagt: Wenn ich gewählt bin, also im Herbst. Wedemeier dagegen sagt: Gleich im Frühjahr. Je eher er den Quälgeist Kröning los ist, desto besser. Und wer will schon freiwillig den Finanzsenator mitten in den Haushaltsberatungen austauschen? Beide haben das öffentlich und unmißverständlich erklärt. Ein cleverer Schachzug Krönings, nebenbei geht er nochmal in den Clinch um das Bürgermeisteramt. Er spitzt den Streit bis zu einer Entscheidung in der Partei zu. Verliert er die, dann hat er immer noch den Bundestag. Gewinnt er, dann muß Wedemeier gehen, denn abwählen wird den Krönung die Bürgerschaft nicht, da ist schon die CDU vor.
Aber dann kommt die kniffeligste Frage: Wer um Himmels Willen soll den Kamikazejob machen? In der sozialdemokratischen PolitikerInnentruppe gibt's keinen, soviel steht fest. Und vor allem keinen, den man in der Bürgerschaft durchbringen könnte. Allen Aktivisten sitzt das Fücks- Syndrom in den Knochen. Das müßte man sich mal vorstellen, wenn der Kandidat dann durchfallen würde. „Die Chaoten-Riege ist zu groß“, heißt es, „die fürchten die Abstimmung wie der Teufel das Weihwasser. Also bleibt die Umverteilung im Senat. Und da läuft alles auf die Variante Jäger hinaus: Der soll Finanzen machen und Beckmeyer übernimmt Wirtschaft. Jäger hat zwar schonmal abgewunken, aber wenn der Druck größer wird, dann macht der das, so die Spekulation. Daß Wedemeier selbst das Finanzressort übernimmt, das ist eher unwahrscheinlich. Damit hätte er zwar die Richtlinienkompetenz, die er sich immer gewünscht hat, aber die Auguren wissen anderes: Wedemeier hat einen lukrativen Job in Aussicht, den er übernehmen will, wenn er die Bundesratspräsidentschaft als krönenden Abschluß seiner politischen Karriere hinter sich hat. Also ungefähr in einem Jahr. Da kann er den Posten als Finanzsenator am Hals nicht gebrauchen. So wird geredet, und wir können uns auf ein paar muntere Wochen einrichten. Sie wissen schon, Toyotaaah, ihre Rosi Roland
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