Der Schaum steigt jetzt höher denn je

■ Die einheitliche Höhe aller Geräte in der Küche hat ausgedient, da sie vor allem Rückenschmerzen verursacht / Die Spüle geht zukünftig hoch, der Kuchenteig nach unten / "Ergomat" gegen "Ergoline"

Fehlende Bewegung ist ein Grund für Rückenschmerzen, schlechte Haltung ein anderer. Wer viel in der Küche arbeitet, weiß, daß diese oft nicht zu vermeiden ist. Ob gespült oder gekocht wird, irgendeine Tätigkeit findet immer in höchst unbequemer Höhe statt. Dem wirken einige Küchenhersteller jetzt entgegen. Sie haben dem krummen Rücken den Kampf angesagt.

Die richtige Arbeitshöhe für jedes Familienmitglied verspricht die Firma Leicht aus Schwäbisch Gmünd. Deren „Ergomat“ ist nicht viel mehr als eine Platte, ein Sockel mit passender Befestigung sowie ein Motor, und doch beschert die Küchen-Kombination den Schwaben eine Vorreiterstellung.

„Als einziger Küchenhersteller bietet Leicht auch den von den Wissenschaftlern geforderten, höhenverstellbaren Arbeitsplatz an“, wirbt das Unternehmen. Bis auf 70 Zentimeter könne die Platte runtergefahren werden, aber auch auf die stolze Höhe von über einem Meter. Möhren können also im Sitzen geschnitten werden, während der Teig kräftig im Stehen geknetet wird.

Ebenfalls auf wissenschaftliche Erkenntnisse beruft sich der Möbelhersteller Poggenpohl aus dem westfälischen Herford. Das Unternehmen versucht mit dem System „Ergoline“ geschundene Rücken zu versöhnen und Marktanteile zu erobern. Etwa jeder zweite Mensch klage über Rückenschmerzen, begründet Pressechef Peter Vennebusch die Neuheit in der Angebotspalette.

Grundgedanke ist, daß unterschiedliche Tätigkeiten auch in unterschiedlicher Höhe verrichtet werden. Dem bislang geltenden Ideal, daß sämtliche Geräte und Oberflächen in exakt gleicher Höhe abschließen sollten, wird damit eine klare Absage erteilt, es gelten „neu definierte Arbeitshöhen“. Vor allem bei der Spüle liegt diese deutlich über dem gewohnten Niveau. Ohne Rückenbeugung soll sie nun erreichbar sein, also etwa zehn bis 15 Zentimeter unterhalb des Ellenbogens. „Bei einer Körpergröße von 175 Zentimeter bedeutet dies eine Normalarbeitshöhe von 95 bis 100 Zentimeter“, errechnet Poggenpohl. In dieser ungewohneten Höhe solle auch Fleisch geschnitten werden.

Der Teig allerdings, um den sich Schwaben und Westfalen sorgen, soll gute zehn Zentimeter tiefer geknetet werden. Eine kurze Schräge führt von der hohen zur niedrigeren Arbeitsplatte. „Vorteilhaft wirkt sich dabei aus, daß mit gestreckten Armen zusätzlich Kraft aktiviert werden kann. Auf gleicher Höhe wird auch die Kochzone eingerichtet“, empfehlen die Hersteller, das Essen sei so auch in hohen Töpfen optimal zu erreichen.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme liegen auf der Hand: Die Poggenpohl-Ergoline berücksichtigt alle Tätigkeiten, da die Küche optimal auf einen Nutzer maßgeschneidert werden kann. Der höhenverstellbare Ergomat von Leicht hingegen ermöglicht die komfortable Benutzung der Arbeitsfläche durch verschiedene Menschen. Christian Arns