Um den Schlaf gebracht

■ Die neue U-Bahn-Linie 2 raubt den Anwohnern in der Bülowstraße den Schlaf / Ursache: veraltete Technik bei BVB-Wagen

Die Wiedereröffnung der U-Bahn-Linie 2 ist nicht für jeden ein Grund zur Freude. Anwohner der Bülowstraße berichten der taz, daß sie in den vergangenen 14 Tagen kaum noch schlafen konnten. Die Nachtruhe betrage nur noch vier Stunden, sagt Mieter Michael Dörr, die Züge machten von fünf Uhr morgens bis ein Uhr nachts unerträglichen Lärm. Der Krach dringe durch die Hofseite in die Wohnung, nicht einmal Doppelfenster und Oropax würden helfen.

Den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist das Problem bekannt. In ungünstigen Fällen, weiß Christian Imelmann, bei den Verkehrsbetrieben für Lärm- und Erschütterungsschutz zuständig, gehe das bis zum Klirren der Tassen im Schrank. Besonders laut seien die Waggons der ehemaligen BVB – unter Fachleuten auch „Gisela“-Züge genannt. Die Räder seien nicht so glatt und rund wie bei der West-Baureihe, die Federung schlechter und Motor sowie Getriebe ungenügend gedämpft. Weil für den Lärm „viele kleine Probleme“ die Ursache seien, könne an den Zügen kaum etwas geändert werden.

Die „Gisela“-Züge sollen rund sieben bis acht Dezibel lauter sein als die alten Westberliner Waggons. Eine Zunahme um zehn Dezibel entspricht in etwa einer Verdoppelung der Lautstärke. Auf dem Viadukt an der Bülowstraße/ Dennewitzplatz sei es besonders laut, weil dort keine Gummimatten unter die Gleise gelegt werden konnten. Auf anderen Abschnitten wurden die Gleise vor der Wiedereröffnung am 13. November mit Matten schallgedämpft, weil Teile des Viadukts dort ohnehin neu gebaut werden mußten. Der Gummi schluckt bis zu acht Dezibel.

„Man kann hier nicht mehr wohnen, man bekommt einen Herzinfarkt“, sagt Elisabeth Meyer-Renschhausen, die sich seit Jahren für die Beruhigung der Bülowstraße und den Erhalt des Nelly- Sachs-Parks einsetzt. „Überall rumpelt und pumpelt es.“ Dörr hat sich bereits an das Umweltamt Schöneberg gewandt, damit die Lärmbelastung am Tage abnimmt und er auch nachts wieder schlafen kann. Doch ob das Amt eingreifen kann, ist fraglich. Denn Grenzwerte werden nicht überschritten, da sie nur bei neugebauten oder erheblich veränderten Strecken gelten – für Auto- wie für öffentlichen Verkehr.

Die BVG kann den Betroffenen vorerst auch keine Hoffnung auf Besserung machen. 226 „Gisela“- Wagen fahren auf der Linie Vinetastraße – Krumme Lanke. Und die können erst ausgewechselt werden, wenn die BVG neue U-Bahn-Züge bekommt. BVG- Sprecher Wolfgang Göbel zum Termin: „Das kann dauern.“ Dirk Wildt