■ Das Portrait
: Werner Münch

Zu besonderer Bekanntheit hat er es nicht gebracht, der Europaabgeordnete Werner Münch, der im November 1990 aus dem Bermudadreieck der Spesenritter zwischen Straßburg, Brüssel und Luxemburg aufgetaucht war, um die Landesregierung Sachsen-Anhalts – und sich selbst – zu bereichern.

Der am 25. September 1940 im westfälischen Kirchhellen geborene Christdemokrat diente sich zunächst sechs Jahre lang in der Bundeswehr zum Oberstleutnant empor, anschließend avancierte er zum Professor für Politologie an der katholischen Fachoberschule Osnabrück/Vechta.

1984 ergatterte er ein Mandat im Europaparlament und wurde schon als Minister in Niedersachsen gehandelt – bevor Ernst Albrecht überraschend von der rot-grünen Koalition abgelöst wurde.

Münch wurde zu dem, was er seit gestern auch wieder ist, ein Versorgungsfall. 1990 wollten ihn seine Parteifreunde nicht verhungern lassen und exportierten ihn deshalb nach Sachsen-Anhalt. Dort fungierte er – ohne weitere Qualifikation für dieses Amt – als Finanzminister.

Als Ministerpräsident Gerd Gies zurücktreten mußte, weil er seinen Einzug in den Landtag dadurch gesichert hatte, daß er angeblich belastete Kandidaten zum Verzicht brachte, kam die Chance für Münch, zur Nummer eins in Magdeburg aufzusteigen. Am 4. Juli 1991 wurde er zum Ministerpräsidenten gewählt.

Wie eine Kohl-Kopie predigte er unermüdlich Optimismus, verfing sich aber munter in Skandalen. Sechs Abgeordnete seiner Fraktion verließen diese; noch immer ist ungeklärt, welche Rolle Münch bei der Bespitzelung des FDP-Umweltministers Wolfgang Rauls durch den Verfassungsschutz spielte. Zu nennenswerter Popularität brachte er es als Sinnbild des naß-forschen „Schlips- Wessis“ nie.

Bis gestern Ministerpräsident in Magdeburg Foto: Marc Darchinger

In einer Umfrage des Emnid-Instituts vom April gaben lediglich 32 Prozent der Befragten an, daß sie Münch als Ministerpräsidenten noch einmal wählen würden. Sein Antipode Reinhard Höppner hingegen kam auf 51 Prozent. Nach seinem Abgang stellt sich nun die Frage, wo der Ministerpräsident a.D. als nächstes auftauchen wird, um erneut dem Staat und seinem Bankkonto in bewährter Manier zu dienen. Michael Sontheimer