López kommt, López bleibt, López ...

■ Piech soll Änderungen des Spionage-Untersuchungsberichts verlangt haben

Hamburg (taz/AP) – Volkswagen ist derzeit immer für eine Meldung gut. Kaum ist bei dem krisengeschüttelten Autokonzern die Viertagewoche unter Dach und Fach, mit der die Kündigung von 30.000 Beschäftigten verhindert wurde, sorgt José Ignacio Lópes wieder für Stimmung. Der Don Quichotte der Autobauer (Wahlspruch: „Ich fahre am liebsten mit dem Auto“) hat nach seinem unrühmlichen Abgang bei General Motors nicht nur den Staatsanwalt, sondern auch eine VW-interne Untersuchungskommission wochenlang beschäftigt.

Kaum liegt der Bericht der Frankfurter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG auf dem Tisch, soll es nach Informationen des Spiegel zu erheblichen Differenzen gekommen sein. Nach der Vorlage des Gutachtens, in dem die Vorwürfe der Industriespionage gegen den Basken untersucht werden, soll VW-Chef Ferdinand Piech verlangt haben, den Bericht nachträglich zu ändern. Sein Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Liesen lehnte dies jedoch ab.

Dabei gelangte Piech nach der Lektüre des knappen Berichts zu einem dürftigen Ergebnis: keine Hinweise auf Industriespionage. Basta! Damit das so bleibt, wie es für Volkswagen sein soll, beanstandete Piech prompt alle Passagen, in denen die Prüfer bislang noch unbekannte Vorgänge im VW-Gästehaus Rothehof untersuchten. Dort sollen von zwei López-Mitarbeitern Opel-Dokumente im Umfang von rund 10.000 Seiten kopiert worden sein. Die Hälfte der Kopien, so der Bericht, sei verschwunden. Der Aufsichtsrat habe die beiden López-Mitarbeiter entlassen wollen, dann aber Abstand davon genommen. Der Grund: Die VW-Kontrolleure befürchteten, die beiden spanischen Spießgesellen könnten womöglich aus Ärger mit ihren Aussagen den VW-Einkaufschef belasten.

Die KPMG-Prüfer wollten wegen zahlreicher Ungereimtheiten dem eiskalten Sanierer aus Spanien keinen Persilschein ausstellen. Doch auch Liesen erklärte am Freitag nach Vorlage des Untersuchungsberichts bei der Aufsichtsratssitzung, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, daß López oder seine Mitarbeiter zugunsten von VW Industriespionage betrieben hätten. „Wir haben bei unseren Untersuchungen keine Hinweise gefunden, daß geheime Unterlagen von GM/Opel in den Rothehof gelangt sind.“

Der Spiegel berichtet jedoch über eine bislang unbekannte Vernichtungsaktion von Opel-Unterlagen in Kassel. Für die daran beteiligten López-Mitarbeiter sei im VW-Werk Kassel extra ein Büro eingerichtet worden. Ein Assistent von López habe nachdrücklich verlangt, daß den beiden Mitarbeitern auch ein Reißwolf zur Verfügung gestellt werde. es