„Scientology“ im Visier

■ SPD fordert schärfere Gesetze

Der Vormarsch der Scientology-Organisation in Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch die Bundestagsfraktion der SPD auf den Plan gerufen. Am Donnerstag trafen sich Sozialdemokraten aus allen Bundestagsausschüssen mit einer Expertenrunde, um konkrete Maßnahmen gegen die totalitäre Sekte zu erörtern.

Anlaß der Besprechung seien die „zunehmende Besorgnis in der Bevölkerung“, die „Untätigkeit der Regierung“ und „Vollzugsdefizite bei den bestehenden Gesetzen“ gewesen, erklärte Renate Rennebach, die sektenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Lang genug sei die Sekte analysiert worden, „nun muß endlich was passieren“. Rennebach: „Die Scientologen wollen den gläsernen Menschen, der völlig unfrei ist und absolut unter Kontrolle steht.“

Um die scientologische „Bewußtseinskontrolle“ durch gefährliche Psycho-Techniken („Auditing“) zu stoppen, wollen die Abgeordneten nun Änderungen des Arzneimittel- und des Heilpraktikergesetzes vorlegen. Therapieformen, die der Heilbehandlung dienen, könnten dann wie andere Arzneimittel melde- und verschreibungspflichtig sein – inklusive Schadenersatz und auftretende Gesundheitsschäden.

Die Sozialdemokraten fordern, in den Finanz- und Justizbehörden eine Meldepflicht zum Thema Scientology einzuführen. Hintergrund: Bis jetzt gibt es nicht einmal ein Register der einschlägigen Strafverfahren. Das führt dazu, daß viele der Scientology-Vereine in der Bundesrepublik offenbar immer noch als gemeinnützig anerkannt werden. Auch eine Große Anfrage im Bundestag über die Scientology-Praktiken ist nach Renate Rennebach geplant. Frank Nordhausen