Portokasse geschont

■ Sparideen der Behördenmitarbeiter prämiert

Wer hatte nicht schon einmal das Gefühl, mit einer schier einmaligen Idee seinen Arbeitsplatz umkrempeln zu können. Doch in Praxis sieht es dann oft schon wieder ganz anders aus. Reinhard Kratzer und Horst Schulz blieben ihren Ideen jedoch treu. Die beiden Behörden-Mitarbeiter wurden gestern mit einer Dankbarkeitsmedaille, Urkunde und Geldprämie für ihre Verbesserungen in dem Verwaltungsapparat ausgezeichnet.

Reinhard Kratzers Idee wurde mit 10.000 Mark honoriert. Der technische Angestellte im Sachgebiet Allgemeiner Hochbau beim Senator für Bauwesen setzte sich mit der Akustikdecke in der Kantine seiner Behörde auseinander. Die Decke war dreckig. Weil sie aber nicht „wasser- und heißwasserbeständig“ ist, konnte sie nicht einfach geputzt werden. Bei seinen intensiven Recherchen stieß er auf ein Reinigungsverfahren auf Multi-Enzymbasis. Das wurde in Amerika entwickelt, um die Folgen des Golfkrieges zu beseitigen: die Multi-Enzyme säuberten die ausgelaufenen Ölfelder. Inzwischen haben die Enzyme nach dem gleichen Prinzip die Decke der Baubehörden-Kantine sauber-gespaltet. Hätte Katzer seinen Verbesserungsvorschlag für sich behalten, wäre man gezwungen gewesen, die Decke auszutauschen. Das hätte die senatorische Behörde 180.000 Mark mehr gekostet.

Horst Scholz hatte ebenfalls eine Idee. Der Vorschlag des Diplom- Rechtspflegers in der Vollstreckungsabteilung bei der Staatsanwaltschaft Bremen kommt der Portokasse zugute. „Künftig werden die Ladungen der Staatsanwaltschaft nach der Strafvollstreckungsordnung nur noch dann förmlich mit Postzustellungsurkunde zugestellt, wenn die formlose Zustellung durch einfachen Postbrief ergebnislos geblieben ist.“ (O-Ton Pressemitteilung)

Kurzum: Horst Schulz erhält 6.265 Mark Prämie dafür, daß Ladungen grundsätzlich nicht mehr mit einer Zustellungsurkunde (kostet neun Mark) übermittelt werden, sondern ihre Adressaten durch einen normalen Brief erreichen. Einsparung: 22.112 Mark.

20.000 bis 25.000 Mark jährlich schüttet das Betriebliche Vorschlagswesen bei der Senatskommission für das Personalwesen an pfiffige MitarbeiterInnen aus. vivA