Der Globetrommler

■ Indien goes Funk & retour: Trilok Gurtu war mit seinem Trio im Kito zu Vegesack

Ein Blick auf seine Instrumente genügt, und man ahnt schon, daß man die herkömmlichen Kategorien wie Jazz/Ethno/Weltmusik oder Schlagzeuger/Perkussionist/Vokalist bei Trilok Gurtu getrost vergessen kann. Die Miniversion eines traditionellen Drumsets ist extrem niedrig aufgebaut, so daß Gurtu es auf dem Boden hockend spielen kann; neben den indischen Tablas sind diverse Klöterinstrumente aufgereiht, die sonst von brasilianischen Perkussionisten gespielt werden; ein Eimer mit Wasser steht bereit, in dem Gongs eingetaucht werden; auf einem Computer kann Gurtu gespeicherte Klangeffekte abrufen und in sein am Kopf befestigtes Mikro singt er, während er zwischen den Instrumenten hin und her wechselt.

Seine Mitspieler, der französische Pianist Daniel Goyone und der Bassist Chris Minh Doky aus Dänemark, wirken dagegen wie ganz „normale“ Jazzmusiker, und es gab auch Passagen in diesem Konzert, in denen die drei wie ein klassisches Pianotrio klangen. Meist umspielte aber Gurtu die Improvisationen der beiden mit großer Raffinesse, und die Kompositionen waren ausgetüftelte Collagen aus indischen, amerikanischen und europäischen Tonmustern. So verwandelte sich eine südindische Volksweise in eine funkige Jazzrocknummer; eine romantisch angehauchte Pianoimpression wurde durch einen komplizierten Rhythmus auf den Tablas angeschubst, oder eine Ballade begann mit Vokaleffekten, die an Tempelgesänge erinnerten.

Alle drei hörten dabei genau aufeinander, sodaß auch die gewagtesten Wechsel ganz organisch und unangestrengt wirkten. Gurtu entpuppte sich als unaufdringlicher Bandleader, der sich nie in den Vordergrund drängte, und der junge Doky mit einem schönen, weichen Ton auf dem akustischen Baß sowie Goyone mit seinem eher sanften Anschlag auf dem Piano waren mit originellen Soli zu hören. Das gesamte Konzert strahlte förmlich von einer ganz eigenen, freundlichen Energie. Willy Taub