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Schleefs Faust für Faust

■ Wie ein Besessener kämpft der Theatergenius für sein Goethe-Projekt

Wo Theaterregisseur Einar Schleef seinen „Faust“ aufführen wird, bleibt unklar. Eigentlich sollte Schleef bis März 50mal „Faust“ im Schiller Theater zeigen dürfen. Als die Schauspieler sich am 24. November, dem eigentlichen Premierendatum, zur Probe einfanden, standen sie jedoch vorm eisernen Vorhang. Ohne Vorankündigung hatte Kultursenator Roloff-Momin auf ein Urteil des Bühnenschiedsgerichts reagiert, das die Klagen von vier Bühnenmitgliedern gegen ihre Kündigung als rechtmäßig anerkannte.

425.000 Mark stecken bereits in Schleefs „Faust“. Akustisch und bühnentechnisch ist dieser fürs Schiller Theater maßgeschneidert, deshalb will Schleef nicht woanders gastieren, wie er gestern mitteilte. Aber es gibt nicht nur künstlerische Gründe, die die stillose Maßnahme des Kultursenators fragwürdig machen. Denn: Solange im Deutschen Theater und im Berliner Ensemble als Gastspiele annoncierte Produktionen der Staatstheater-Ära gezeigt werden, kann juristisch ebenfalls nicht von Betriebsauflösung gesprochen werden. Außerdem wäre Schleef ja ein privatwirtschaftlicher Betreiber (1.000 Mark Miete, Einnahmen aus der Abendkasse, volle Haftung).

Selbst die Zusicherung, daß Schleef die Produktion unter Originalbedingungen wenigstens auf Video aufzeichnen kann, bleibt eine leere Versprechung: Im Schiller Theater feiert irgendwer am 31. privat Silvester – was eine Schließzeit von zwei Wochen für Schleef bedeutet. Die aufwendigen Bühnenaufbauten werden dann wohl endgültig in ein Außenlager entsorgt. Ein Ende der Schlitterpartie ist nicht abzusehen. Schleef kämpft um „Faust“ wie ein Besessener. Und juristisch ist diese Situation kaum noch aufzulösen. Petra Kohse

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