Kosmetischer Waldschutz

■ Papierlobby macht PR-Kampagne

Hamburg (taz) – Um den „völlig haltlosen“ Vorwürfen von Greenpeace entgegenzutreten, hat Kanada hochkarätige Regierungs- und Industrievertreter auf Tournee geschickt. Sie sollen jetzt deutsche Journalisten davon überzeugen, daß der kanadische Wald nicht für deutsches Papier stirbt. Überzeugend wirkten sie bei ihrer gestrigen Vorstellung in Hamburg allerdings nicht. „In Clayoquot Sound an der Westküste Kanadas beispielsweise wird kein einziger Urwaldriese für die Herstellung von Papier gefällt“ – das Paier werde vielmehr zu 60 Prozent aus Sägespänen hergestellt, so Maldwyn Thomas, Geschäftsführer Europa des Verbandes der kanadischen Zellstoff- und Papierindustrie.

Aber in Kanada gibt es nur noch in der Provinz British Columbia größere ursprüngliche Regenwaldgebiete. Im April dieses Jahres hat die Provinzregierung von British Columbia das Gebiet zum Holzeinschlag freigegeben. Seit Anfang Juli blockieren Bürgerinitiativen und AktivistInnen von Greenpeace die Holzfäller, die Proteste haben zu 800 Festnahmen geführt.

Ob für deutsches Papier oder amerikanische Möbel – der immergrüne Regenwald darf auch in Zukunft gerodet werden, das verkündete gestern Bronwen Beedle, stellvertretende Leiterin der Landesforstverwaltung in British Columbia. Eine neue Richtlinie, die im Frühjahr in erster Lesung ins Provinzparlament gehen soll, läßt Kahlschlag weiterhin überall zu, mit Ausnahme von „sensiblen Gebieten“ wie entlang von Küste und Wasserläufen und steilen Abhängen mit großer Erosionsgefahr. Ziel der Übung, das gibt Beedle frank und frei zu: Der Kahlschlag soll von Strand oder See aus nicht zu sehen sein. Grund für diese Kosmetik: „Ein Teil der kanadischen Öffentlichkeit hat Probleme mit der Ästhtik“, wie Thomas Bouman vom Prince-Albert-Modellwald- Projekt gestern erklärte. Vera Stadie