Viel schöner als es wirklich war

■ Einfach toffte: Wenzel Storchs Hippie-Klamotte „Sommer der Liebe“

„Am Tag, als Conny Kramer starb, und alle Glocken klangen...“, nölte die langhaarige Juliane Werding vor 20 Jahren und trotz tötlichen Ausgangs der Schnulze wünschten sich damals alle, so wie der Besungene einmal träumend im Gras zu liegen. In dem hochkomischen und - zugegeben - idealisierenden Portrait der 70er Jahre Sommer der Liebe des Jungregisseurs Wenzel Storch, 32, wird Conny Kramer auf der Leinwand wiedergeboren und die Frage „Nehmt ihr etwa Drogen?“ beantwortet er mit einem lockeren „Aber logen!“. Denn auch im Wortschatz jener Tage hat Storch herumgestochert und dabei den „Saftarsch“, die „Kackstelzen“ und die „Nasenfahrräder“ ausgegraben.

Wildes psychedelisches Chaos auf dem Lande stiftet dieser Conny, der sich zunächst Oleander nennt und gespielt wird von dem komischen Naturtalent Jürgen Höhne, der sich während der Dreharbeiten zunächst strikt geweigert hatte, die blumenbunte Schlaghose zu tragen, die der Regisseur für ihn auf dem Flohmarkt gefunden hatte. Schließlich aber gewöhnte er sich an das Beinkleid und trug es gar bei Außenaufnahmen, ohne vor Passanten schamhaft davonzurennen.

Im Film allerdings ist er der junggebliebene Liebhaber, der Hippie-Klosterstifter und Sektengründer, dem die Hippie-Mädchen in Buntgewirktem nur so nachlaufen. Die Stoffe gewann der Regisseur in Handarbeit, indem er den Sperrmüll durchpflügte und alles Zeitgemäße von alten Stühlen und Sofas riß. Mit 80.000 Mark vom Hamburger Filmbüro und viel Herzblut fürs Komische, mit Laiendarstellern und -darstellerinnen, die noch spielen wie das Leben, einem sprechenden Pony und zwei reisenden Stoffigeln entstand ein 100minütiges Filmchen, das nach Susan Sontags Camp-Theorien exakt den „guten Geschmack des schlechten Geschmacks“ trifft. Auch die Vorführung dürfte zum Happening werden. jk

Lichtmeß, 3., 4. 12., 21 Uhr