piwik no script img

Licht nicht unter den Scheffel stellen

■ Wohn- und Arbeitsräume sind häufig unterbelichtet oder falsch beleuchtet

Schlechtes Licht ist für viele Menschen Alltag. 98 Prozent aller Arbeitsplätze, so eine Untersuchung der Universität Münster, sind mangelhaft beleuchtet. Nur selten kümmern sich Fachingenieure um die Lichtplanung am Arbeitsplatz. Dabei gibt es hier konkrete Mindestanforderungen an die Beleuchtung. Im Privatbereich sieht es nicht besser aus. „Gerade in Neubauten“, berichtet Wolfgang Grahamer vom Augsburger Lichtplanungsbüro Ökonform, „ist der Eßplatz, an dem auch tagsüber viel gearbeitet wird, meist weit weg vom Fenster. Da kommt man ohne künstliches Licht nicht aus.“

Privatleute sind mit der Auswahl von Lampen meist überfordert - gekauft wird unter ästhetischen Gesichtspunkten. „Ein Großteil der Leuchten im Privatbereich ist entweder schön oder funktional“, gibt Dr. Paul Schmits von der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft zu.

So sollte die Grundbeleuchtung von Wohnräumen möglichst indirekt erfolgen. Das kann man mit verdeckt angebrachten Leuchtstofflampen erreichen oder mit Strahlern, die an die Decke oder die Wände gerichtet sind. Doch blenden Strahler oft, besonders die beliebten Halogen-Seilsysteme. Halogenlampen produzieren zudem knallharte Schatten.

Da ist es oft sinnvoller, zur guten alten Glühlampe zu greifen - gerade im Kinderzimmer, wo Strahler nur stören, weil hier viel am Boden gespielt wird. Leuchtstoffröhren oder Energiesparlampen bieten sich dort an, wo das Licht lange brennt. Arbeitsräume oder das Badezimmer sollten eine deutlich höhere Beleuchtungsstärke haben. Wo auch tagsüber zur Arbeit künstliches Licht erforderlich ist, kommt eine Vollspektrumlampe in Frage.

Bei der Beleuchtung von Arbeitsflächen oder Leseecken sollte im Unterschied zur Grundbeleuchtung das Licht nicht unterm Scheffel stehen, sondern direkt beleuchten. Um nun nicht mehrere parallele Lichtsysteme installieren zu müssen, die vom Schummerlicht bis zur Festbeleuchtung alles abdecken, sollte das Licht flexibel einsetzbar sein: Das geht mit einem Dimmer, mit verschiebbaren Strahlern an Stromschienen oder mit schwenkbarenLeuchten.

Am besten wäre es allerdings, schon beim Bau der Wohnung für ausreichend Tageslicht in allen Räumen zu sorgen. Denn nur ein Platz an der Sonne ist hell wie der lichte Tag.

Thomas Schmitz-Günther

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen