Wenn Männer zu sehr maulen

■ Neu im Kino: „China Lake“, ein Jarmusch-Wenders-Mix

Wie porträtiert man Langeweile, ohne dabei selbst zu langweilen? Wie originell kann man Monotonie inszenieren ? Wie sagt man „Bonjour Tristesse“ in der Wüste von Nevada? Diese kniffligen Aufgaben hat der deutsch-amerikanische Regisseur Dieter Weihl in seinem ersten Spielfilm „China Lake“ gelöst, indem er ein wenig Wim Wenders mit viel Jim Jarmusch mischte und eine reichliche Prise James Dean dazugab.

Ein paar maulfaule Jarmusch- Helden leben in einer „Paris Texas“ Landschaft: ein fetter Vater, dessen Leben ausschließlich aus TV und Fastfood besteht und sein trotziger Sohn Scooter, der direkt aus einem James Dean Imitatorenwettbewerb in diesen Film hineingewandert sein muß. Zu Besuch in den Trailer mitten in der Wüste kommt die linkische, punkige Tocher der Familie mit einer dicken Tante Edna, die genauso kratzbürstig ist und rudimentäres Englisch spricht wie Tante Lotte in „Stranger than Paradise“. Es gibt Reibereien, einen Ausreissversuch der beiden jungen Rebellen und viele lange Einstellungen von Menschen, die, wenn sie denn überhaupt mal den Mund aufmachen, konsequent aneinander vorbeireden. Gemäß dem amerikanischen Traum sind auch hier die Menschen nur wirklich frei, wenn sie mit einem Kabriolett herumkreuzen (Wenders und Jarmusch lieben es auch, ihre Kameras auf Autos zu zurren), und wie in diesem Genre üblich, sind beim offenen Ende alle etwas offener.

Wenn man sich nicht zu sehr darüber ärgert, wie schamlos Weihl die Versatzstücke als eigenen, neuen Stil präsentiert, kann man an „China Lake“ seinen Spaß haben. Der Film hat nicht umsonst den „Großen Preis in Mannheim 1989“ gewonnen: es gibt sehr schöne Bilder von der Wüste mit melancholischem Jazzsound und ein paar guten Pointen, die nicht unbedingt perfekt getimt sind, sondern eher deshalb zünden, weil sie etwas Erleichterung in den ewig langen Einstellungen bieten (auch das ein typischer Jarmuschtrick). In diesen Tagen ist es außerdem nicht zu verachten, wenn 94 Minuten lang die Wüstensonne von der Leinwand herunterstrahlt .

Wilfried Hippen

Kino 46 tägl. bis Di. 20.30 Uhr