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: Büro, Büro

„Der wahre HerrMann“, Mittwoch, ARD/HR, 16.03 Uhr

Ein smarter Herr im feinen Bürokampf-Anzug – einer der Macher eben – thront mehr real als satirisch zwischen Gemahlin und Sekretärin auf der Couch und erzählt süffisant, die „beiden Damen“ seien „im Schichtdienst“ für ihn tätig. Wie bei guten Stummfilmen und der Gestalttherapie ist auch hier der Dialog Nebensache.

In eine der letzten Tabuzonen des Alltags, in das deutsche Büro, stieß nun ein HR-Autorenkollektiv vor – ausgerechnet in einem als „Familienprogramm“ deklarierten „Magazin für alle Geschlechter“. Die bisexuelle Sendung zeigte dabei durchaus androgyne Reize, wenngleich der Untertitel „Chefsache“ zum Thema „Sekretärin“ schon die engagierte Ironie verriet. In einer stilsicheren Mischung aus bissigen Bildreportagen, Interview-Collagen und Monty-Python-mäßigen Clip- Moritaten umgarnte „HerrMann“ seine/ihre Klientel. Genüßlich wandelte er/sie im Lustgarten der Geschlechterklischees, konfrontierte den harten Manager-Kongreß-Alltag mit dem organisierten Auslauf ihrer Gattinnen zu Gemüsemarkt und Törtchen.

Als 60er-Jahre-Schwarzweiß-TV getarnt, aber mit der lila (!) eingeblendeten Warnung „Bilder von heute“, gelang „HerrMann“ ein Blick ins Psychozentrum der „Bonnfinanz“. Walter, die männliche „Jungfrau“ (Sternzeichen), drillt dort die gesitteten Managergattinnen im Umgang mit dem häuslichen GAU: was tun, wenn der Miesepeter heimkehrt? Die einfache Formel „er = zufrieden/ ich = zufrieden“.

Dennoch keimt bereits Widerstand auf. Die Revolutionärin Claudia vom deutschen Sekretärinnenverband sucht sich ihren Chef schon selbst aus. Noch fühlt sich der wahre Bürohengst gestärkt, wenn das gelegentlich „mal überhand nimmt in Richtung Führung und Kraft“. Doch jetzt macht „HerrMann“ schlapp. Er/sie läßt es nicht zum Clinch kommen und wühlt schließlich in der melodramatischen Rumpelkiste. Dort findet sich ein Hochzeitsfoto von „Danielle und ihrem RTL-Boß“; eine Bürodame räkelt sich im schwarzen Samtenen, und hinter dem biederen Chef zeigt die blue screen knospende Blumen – eine Verschmelzung, tönt es aus dem Off, sei „sozialethisch überfällig“. Da hat sich doch glatt der dominante Tagtraum wieder gegen die schüchterne Satire durchgesetzt. Dieter Deul