Papierdeckel für das Atomklo

■ Töpfer ignoriert Bedenken gegen Endlager Morsleben

Berlin (taz) – Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hält das Atommüll-Endlager Morsleben trotz fachlicher Bedenken eigener Gutachter und öffentlicher Proteste weiter für sicher. In seiner Antwort auf den Fragenkatalog der Umweltorganisation Greenpeace betont der Minister, die Umweltorganisation habe „keine Fakten vorgelegt, die gegen den Betrieb des Endlagers sprechen“.

Töpfer kann in seinem Brief die Kritik von Greenpeace am Atomklo Morsleben nicht mehr verstehen, schließlich werde der Atommüll in Morsleben richtig tief verbuddelt. In anderen Staaten werde solch leicht radioaktiver Strahlenmüll „oberflächennah beseitigt“.

Der Minister beruft sich in Sicherheitsfragen weiter auf die zweieinhalb Jahre alte Sicherheitsanalyse der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS), die damals mit unvollständigen DDR-Untersuchungsergebnissen erarbeitet werden mußte.

Töpfer räumt zwar ein, daß die Salzgrube vor der Einlagerung weiteren Atommülls nachgerüstet werden mußte. Die GRS hatte 1991 115 Sicherheitsempfehlungen gegeben, um den Betrieb sicher zu machen. Töpfer schreibt aber, daß inzwischen „der größte Teil der umzusetzenden Empfehlungen abgearbeitet ist“. Töpfers eigener Gutachter, Professor Hermann, sieht hingegen noch Forschungsbedarf bis 1996, bevor in Morsleben wieder eingelagert werden könne.

Greenpeace hatte in seinem Fragenkatalog auch eine Reihe neuer Sicherheits- und Rechtsfragen aufgeworfen. So kam der Rechtsgutachter der Ökologen beispielsweise zu dem Ergebnis, das Atomklo Morsleben müsse schon deswegen vorübergehend stillgelegt werden, weil das Endlager im derzeitigen Zustand Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgüter bieten könnte.

An mehreren Stellen fließt Lauge in die Salzgrube. Zwischen den geplanten Einlagerungsräumen für den Atommüll und dem den Salzstock umgebenden Gestein gibt es viel zuwenig Salz. In Westdeutschland würde unter solchen Bedingungen nicht einmal ein konventionelles Salzbergwerk genehmigt.

Greenpeace meint außerdem, das Endlager entspreche nicht den Kriterien, die Töpfers eigene Reaktorsicherheitskommission (RSK) im Jahr 1982 für Atommüllendlager festgelegt habe. Ein Vorwurf, den der Minister heftig bestreitet. Die RSK erlaube doch in ihren Richtlinien, „Schwachstellen in einem System durch entsprechende vorbeugende Maßnahmen auszugleichen“, so der Minister. Hermann-Josef Tenhagen