Die prominenten Berater des Gerhard Frey

■ Jetzt Ex-Innenminister Seidl geoutet

Nürnberg (taz) – Schlechte Karten für verstorbene Ex-Minister aus Bayer. Kaum liegen sie unter der Erde, deckt der Chef der rechtsextremen „Deutschen Volksunion“ (DVU), Gerhard Frey, in seiner Nationalzeitung auf, daß die Minister ihn rechtlich und politisch beraten hätten.

So geschehen im Fall des namhaften Staatsrechtlers und früheren bayerischen Kultusministers Theodor Maunz. Genüßlich veröffentlichte DVU-Chef Frey persönliche Briefe von Maunz an ihn. Jahrelang sei Frey von seinem Freund Maunz beraten worden, auch als 1969 die Bundesregierung dem Rechtsextremisten die politischen Grundrechte aberkennen wollte.

Jetzt segnete Altinnenminister Alfred Seidl das Zeitliche, und schon ist nachzulesen, daß es zwischen Seidl und Frey „dreieinhalb Jahrzehnte des harmonischen und vielfältigen Zusammenwirkens“ gegeben habe. Seidl habe Frey nicht nur regelmäßig rechtlich und politisch beraten, sondern der Minister habe auch in der offen rassistischen Nationalzeitung publiziert.

So verwunderlich ist dies nicht. Schließlich war Seidl nicht nur der Rechtsbeistand des Hitler-Stellvertreters Heß bei den Nürnberger Prozessen, der Fall Heß war sein Lebensinhalt. Seidl veröffentlichte Bücher über Heß, kämpfte für dessen Freilassung, stellte seinen Selbstmord in Frage und wurde deswegen in Neonazi-Kreisen hofiert. Wenn schon der Bayerische Innenminister DVU-Chef Frey berät, ist es dann noch weiter verwunderlich, daß das bayerische Innenministerium jahrelang dem Treiben der Wehrsportgruppe Hoffmann in den Wäldern um Nürnberg zugesehen hatte, ohne einzuschreiten? Nein, schließlich hatte ja auch DVU-Chef Frey dem WSG-Führer Hoffmann aus der Patsche geholfen und einen Strafbefehl über 8.000 DM beglichen.

Die Münchner CSU-Spitze reagierte über Freys Veröffentlichung über Seidl empört. Man habe vom rechten Treiben des Ministers nichts gewußt, sonst wäre das „sicherlich nicht ohne Konsequenzen“ geblieben. Mit Bangen wartet man in der Staatskanzlei auf den nächsten Todesfall. Bs