■ Soundcheck: The Soul of Boogie Back
Gehört: The Soul of Boogie Back. Wie präsentiert man einen Sampler auf dem fünf Bands und einige Gastmusiker vertreten sind? Kein Problem, sofern die Musiker im Hintergrund stets dieselben sind. Am Samstag im mehr als ausverkauften Festzelt des Cafes Schöne Aussichten traten die Fädenzieher hinter den Soulstimmen ins Rampenlicht. Crispin Taylor am Schlagzeug, Oisien Little an der Gitarre sowie der dreadlockige Ernie Mc Kone am Bass hauchten als PUSH schon dem anfangs recht hölzernen Galliano den nötigen Groove ein. Seit zwei Jahren basteln sie nun unter der Ägide vom Boogie Back-Labelgründer MC Kone in einem zum Studio umfunktionierten Londoner Mietshaus an neuen alten Soulideen - Boogie Back eben. Soulciety hat davon neun Songs zusammengefaßt, die sich durch sparsame Instrumentierung und eine über den „funky drummer“ eingeleitete Beschleunigung ausweisen. Die emotionale Direktheit einiger Songs vertreibt die bösen Soulschmus-Geister a la Vandross oder O'Neal. Live zeigten sich PUSH im rauhen Motown-Soul der 60er verwurzelt. Unterstützt vom Organisten Mike Mc Evoy - der die Stücke für die amerikanische Soulhoffnung Lalomie Washburn verfertigt - und der Sängerin Marcela French spielte das Septett ein druckvolles funkiges Set und zitierte Motown-Klassiker. Bis Leon Ware, der Marvin Gay's „I Want You“ geschrieben haben soll, einsam hinter einer Sonnenbrille die Bühne erklomm. Der Veteran ließ sich auch von den Veranstaltern und den gellenden Pfiffen des Publikums nicht davon abbringen, ein überarrangiertes Hüftschwinger-Playback zum Besten zu geben. In der amerikanischen Soulgemeinde glaubt man scheinabr immer noch, daß lediglich üppiges Gefunkel, in dem Emotion nur als Geste vorkommt, chartstauglich ist. Formationen wie PUSH zeigen eher wohin es mit Soul gehen könnte - back to the future.
Volker Marquardt
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