Ohne ihn läuft nichts

■ Auch Brandenburg hat einen Homo-Beamten: Dorian Haseloff

Wenn zwei Potsdamer Schwule einen gemeinsamen Wohnberechtigungsschein haben wollen, brauchen sie den Segen von Dorian Haseloff. Der Leiter des Brandenburger „Büros für gleichgeschlechtliche Lebensfragen“ muß mit Stempel und Unterschrift bescheinigen, daß die beiden wirklich zusammengehören. Bei den neun Paaren, denen Haseloff bislang geholfen hat, fiel ihm die Unterschrift freilich nicht schwer. „Die meisten kenne ich“, lacht der 45jährige Homo-Beamte. Die Potsdamer Szene ist klein.

So war es auch kein Wunder, daß ausgerechnet Haseloff im September 1992 den Job in Regine Hildebrandts Ministerium für Arbeit, Frauen, Soziales und Gesundheit antrat. Er selbst hat um die Stelle gekämpft, und im gesamten Land Brandenburg gab es keinen weiteren ernstzunehmenden Bewerber. Dorian Haseloff machte schon zu DDR-Zeiten von sich reden. 1988 gründete er die Gruppe „Homosexuelle in Potsdam“ (HIP), aus der später das „Homosexuellen-Integrationsprojekt“ wurde. Nach der „Wende“ saß der Gymnasiallehrer am Runden Tisch, zuletzt half er tatkräftig mit, das Homo-Diskriminierungsverbot in der Landesverfassung zu verankern.

Mit den „Homo-Beamten“ in Berlin verbindet Haseloff wenig. „Mir liegt es nicht, stundenlang am Schreibtisch zu sitzen“, sagt er. „Papa Dorian“, wie man ihn in der Szene nennt, braucht den unmittelbaren Kontakt zu den Menschen. So reist er von Dorf zu Dorf, von Veranstaltung zu Veranstaltung, spricht bei Ministern und Richtern vor, um dem „kleinen“ Schwulen, der „kleinen“ Lesbe auf der Straße zu helfen. Ganz praktisch. Kürzlich holte Haseloff ein homosexuelles Paar nach zwei Tagen Klinkenputzen aus dem Obdachlosenheim.

Daß er derzeit für die Brandenburger Lesben mit zuständig ist (die Stelle der im Potsdamer Frauenzentrum angesiedelten Lesbenbeauftragten ist seit einem halben Jahr unbesetzt), macht Haseloff nichts aus. Er will ohnehin der Homo-Beamte für alle sein. Haseloff liebt es zu repräsentieren. Allerdings bleibt ihm auch keine andere Wahl. Anders als die Berliner „Homo-Beamten“ verfügt er über keine einzige müde Mark, die er an die Gruppen ausschütten könnte. Erst im kommenden Jahr soll Haseloffs Büro aus dem Selbsthilfe- Fonds etwas abbekommen.

Ansonsten schwärmt er von einem schwul-lesbischen Haus inmitten der Landeshauptstadt. Nur hat er in Potsdam leider noch niemanden gefunden, der mit ihm für das Projekt kämpft.

Büro für gleichgeschlechtliche Lebensfragen, Heinrich-Mann-Allee 103, Haus 16, 14473 Potsdam, Telefon: 0331/866-51 73