PDS steht für Nostalgie

■ Interview mit dem brandenburgischen SPD-Landeschef Steffen Reiche

taz: Die SPD geht aus der Kommunalwahl als deutlich stärkste Partei hervor. Wird sie nach der Landtagswahl im kommenden Jahr Brandenburg allein regieren?

Reiche: Dies sind Kommunalwahlen, und da gibt es natürlich immer andere Ergebnisse. Unser Ziel für die Landtagswahl ist nach wie vor: klare Mehrheiten für klare Entscheidungen, und das mit der SPD. Jetzt freue ich mich vor allem, daß die Wahlbeteiligung bei 58 Prozent liegt. Das ist für Kommunalwahlen ein gutes Ergebnis.

In anderen Bundesländern war die Wahlbeteiligung bei den letzten Kommunalwahlen aber höher.

Das mag sein, aber wir haben eine viel schwierigere Situation. Die Menschen sind tiefer verunsichert. Wir befürchteten vor der Wahl, daß die Wahlbeteiligung bei unter 50 Prozent liegen könnte. Zudem freuen wir uns über unseren Zuwachs von über acht Prozent. Das ist ein gutes Ergebnis. Wir haben in einer schwierigen Zeit auf kommunaler Ebene erheblich dazugewonnen. Die CDU hat hingegen über 12 Prozent verloren.

Ist das schlechte Ergebnis der CDU richtungweisend für das Superwahljahr 1994?

Ganz gewiß. Es wird sogar noch geringer ausfallen. Die CDU hat zum Beispiel mit Waldemar Kleinschmidt in Cottbus einen hervorragenden Mann, ähnlich starke Männer gibt es auf der Landesebene nicht.

Wie erklären sie sich das gute Wahlergebnis der PDS? Nach den ersten Prognosen liegt sie bei 22 Prozent.

Das hat mit mehreren Dingen zu tun. Zum Beispiel mit Nostalgie. Zum anderen aber auch damit, daß die Wahlbeteiligung bei PDS- Wählern sehr hoch ist und die PDS ihre Wahlversprechungen nicht einzuhalten braucht. Wir müssen versuchen, daß die PDS bei der Landtagswahl auf ein Stimmenergebnis kommt, das ihrer Rolle im politischen Leben gerecht wird. Anja Sprogies