Süssmuth, Herzog, Reich: Nächste Runde eingeläutet

■ CDU-Mitglieder präsentieren gleich drei KandidatInnen für die Weizsäcker-Nachfolge

Berlin (taz) – Alle Wochenenden wieder, wenn die Nachrichtenmagazine aus München und Hamburg ihre Vorabmeldungen verbreiten, dreht sich das Karussell der BundespräsidentenkandidatInnen eine Runde weiter. Den Hit landet diesmal der Spiegel: Kurt Biedenkopf, der ausgewiesene Kohl-Gegner, habe die (ebenfalls beim Kanzler in Ungnade gefallene) Rita Süssmuth vorgeschlagen. Die Nachricht, man habe die derzeitige Bundestagspräsidentin sogar schon gefragt, und sie sei nicht abgeneigt, ließ Süssmuths Büro selbstverständlich sofort dementieren.

Focus, das Magazin für Schnelle, ließ seinerseits den einstigen Jungstar der Ost- CDU und heutigen sächsischen Umweltminister Arnold Vaatz zu Wort kommen: Er spricht sich für Jens Reich aus, den vor Monaten eine Initiative von Intellektuellen ins Gespräch gebracht hatte. Verwunderlich nur, daß ausgerechnet Vaatz, der vehement für den Nationalkonservativen Heitmann plädiert hatte, jetzt auf einen Kandidaten setzt, der Bündnis 90/Grünen nahesteht. Warum? Weil es auf jeden Fall ein Ostdeutscher sein soll, meint Vaatz.

Kanzler Kohl, den beide Vorschläge nicht freuen dürften, deutete derweil an, er werde den Bundesverfassungsrichter Roman Herzog unterstützen („ansehnlicher Bewerber“). Den SPD-Bewerber Johannes Rau griff Kohl wegen dessen früherer Haltung zur DDR an: Er habe seinerzeit die nordrhein-westfälischen Beiträge zur Finanzierung der sogenannten Erfassungsstelle für Menschenrechtsverletzungen durch die DDR gestrichen.

Angesichts so viel kompetenter Kandidatensuche und -schelte wollte auch die CSU nicht abseits stehen. Nach der Klausurtagung in Wildbad Kreuth mahnte Parteichef Waigel bis spätestens Januar eine Entscheidung über „den Unionskandidaten“ an. Zu den möglichen Kandidatinnen sagte er, in der CSU bestehe schon „keine starke Neigung“ für die von der FDP vorgeschlagene Hildegard Hamm-Brücher, aber für Rita Süssmuth falle die Zustimmung noch geringer aus.

Hamm-Brücher ihrerseits deutete Unterstützung für Herzog an: Sie könne sich vorstellen, auch im dritten Wahlgang zu kandidieren. Das würde Herzog die nötige einfache Mehrheit gegen Rau sichern. MR Zur CSU in Wildbad Kreuth Seiten 2 und 10