Die Literarische Woche

Dienstag: Im 17. Jahrhundert soll ein junger Lombarde im Auftrag der Jesuiten dem chinesischen Kaiser die Einführung der Zentralperspektive unterjubeln, um ihn mit dem theologischen Dogma des Monotheismus bekannt und vertraut zu machen, aber der Bekehrer wird zum Hofmaler (und noch heute spielt die Kirche in China eine unwesentliche Rolle). Der Historiker und Sinologe Tilman Spengler stellt seinen neuen Roman Der Maler von Peking, eine Parabel über das Zusammenspiel von Kunst, Religion, Wissenschaft und Moderne, heute vor. Schauspielhaus-Kantine, 19.30 Uhr

Mittwoch: Wer immer brav „Unsere tägliche Selbsttäuschung gib uns heute“ betet, kann sich die ketzerischen Litaneien des Ostwestfalen Wiglaf Droste entgehen lassen – sollte es aber nicht. Sein neuestes Werk Am Arsch die Räuber versammelt die Kolumnen, die zunächst im Neuen Deutschland erschienen und über korrupte Wirtschaftsminister ebenso aufklären wie über Joan Baez, den Dalai Lama und die deutsche Selbstbild-Kosmetik mittels Lichterketten. Rosa-Brillen müssen leider draußen bleiben. Brakula, Bramfelder Chaussee 265, 20.30 Uhr

Lemn Sissay, geboren 1967 als Sohn äthiopischer Einwanderer in Manchester, gehört zur wachsenden Black-Poetry-Szene in Großbritanien. Politisch bewußt, aber nicht ohne Wortwitz und Ironie sind seine Gedichte, die er experimentierfreudig in Jazz-Clubs wie in Literaturhäusern hören läßt. Mojo-Club Café, Millerntor, 22 Uhr (auch 9.12.)

Donnerstag: Der Hamburger Krimi-Autor und Journalist Thomas Plaichinger liest aus seiner Erzählung Der Mittelpunkt des Wartens, die Einführung übernimmt Heidemarie Ott. Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

Dreierlei hat die Edition 406 heute im Angebot: 1. eine Lesung aus Ponal, der unorthodoxen Textsammlung Hamburger Studenten, 2. Jörg, eine Geschichte in Wort und Bild über den kleinen geduldigen Jörg, und 3. Lieder von Klabund. Schilleroper, Bei der Schilleroper 14, 1-3, 20 Uhr

Sonntag: Die Literaturzeitung Ungeliebte Fremde entstand im Kulturhaus Eppendorf. Im Literaturcafé lesen Peter Schütt, Norgard Kohlhagen und Margret Silvester aus ihren Texten der Zeitung. Kulturhaus Eppen-dorf, Martinistr.40 17 Uhr

Montag: Der nun in Münster wirkende Moskauer Kulturtheoretiker Boris Groys betrachtet in der Perspektiven metropolitaner Kultur die „Stadt auf der Durchreise“. Als Metropole kostümiert und mit Standortkultur frisiert ereifern sich Großstädte heute als Touristenfallen für Ländler.Literaturhaus, 21 Uhr

Die internationale Buchhandelsszene im Vergleich: Märkte, Messen und Lizenzen ist das Thema des heutigen Treffens der Bücherfrauen, der Hamburger Gruppe des bundesweiten Netzwerks von Frauen aus Berufen rund ums Buch. Literaturhaus, 19.30 Uhr