Länger warten auf die Bahn?

■ Plan: Linien 1, 5, 6 und 26 fahren nur noch alle sechs Minuten

Die Bremer Straßenbahn AG muß sparen. Deshalb sollen ab Januar die Straßenbahnen 1, 5 und 6 sowie die Buslinie 26 in den Hauptverkehrszeiten nicht mehr alle fünf, sondern nur noch alle sechs Minuten fahren. Hauptverkehrszeit ist die Zeit zwischen 7.00 und 9.00 Uhr und zwischen 15.00 und 19.00 Uhr. Die Straßenbahnlinie 5 soll außerdem vormittags zwischen 9.00 und 12.00 Uhr statt bislang alle 7,5 Minuten künftig nur noch alle 10 Minuten fahren (dafür allerdings mit Anhänger). Die Verlängerung der Taktzeiten würde 1 Million Mark sparen, sei aber für die KundInnen „kaum spürbar“, teilt die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) mit. Bislang ist die Taktverlängerung nur ein Vorschlag, der Aufsichtsrat wird am 17. Dezember darüber entscheiden.

Die BSAG verteidigt diese Sparmaßnahme sogar als „Verbesserung“. Die KundInnen hätten künftig nämlich bessere Anschlüsse: Die Linien 2, 3 und 10 beziehungsweise 24 und 25 fahren bereits im Sechs-Minuten-Takt. Mit anderen Worten: Die Leute müssen zwar länger auf die Anschlußbahn warten, aber sie kommt immer zur selben Zeit. Deswegen nennt die BSAG ihre Kürzungen auch „Vereinheitlichung der Bedienungshäufigkeit“.

Michael Glintenkamp von der Jungen Union dagegen kann darin nur eine Verschlechterung sehen. Er denkt an die 18.000 StudentInnen, die schon jetzt nur mit Umsteigen von der 5 in die Linie 23 vom Hauptbahnhof an die Uni kommen. Er befürchtet, daß die zehnminütige Wartezeit für viele zum Anlaß werden könnte, auf das Auto umzusteigen. Die Junge Union sähe eine wirliche Verbesserung nur in einer direkten Busverbindung vom Hauptbahnhof zur Uni.

Schon jetzt seien die Wagen der Linie 1 zu den Hauptverkehrszeiten oft überfüllt, schimpft Dieter Mützelburg, Fraktionssprecher der Grünen. Eine Verlängerung der Taktzeiten hält er für indiskutabel und will deshalb auch im Aufsichtstrat der BSAG dagegen stimmen. Schließlich habe man im Koalitionsvertrag ausdrücklich eine Verkürzung der Taktzeiten vereinbart. Längere Taktzeiten schreckten außerdem mögliche KundInnen ab - er hält diese Sparpolitik deswegen für kurzsichtig.

Im Vergleich zum Straßenbahn- Takt in anderen Städten nimmt Bremen immerhin eine Mittelstellung ein. Besser stehen zum Beispiel Dortmund und Hannover da, die zum Teil Taktzeiten von drei und vier Minuten haben.

Die Grünen plädieren für ein Sparen an anderer Stelle: Noch längst nicht ausgeschöpft sei die Möglichkeit, auf schlecht ausgelasteten Strecken kleinere Fahrzeuge einzusetzen. Die BSAG plant das zum Beispiel für die Linien 61 und 62 (Rablinghausen Richtung Sandhausen bzw. Hasenbüren). Ebenfalls auf Zustimmung stößt bei den Grünen der Plan, die Linie 20 (Horn-Nedderland) durch einen Kleinbus mit Anruf-System zu ersetzen.

Trotz allen Sparens: Die BSAG muß von Jahr zu Jahr mit noch mehr Geld vom Staat unterstützt werden - im nächsten Jahr mit 140 Millionen Mark, das sind 20 Millionen Mark mehr als 1993. Kein Wunder, begründet die Verkehrsexpertin der Grünen, Hildegard Kamp: „Wenn man jahrelang nichts modernisiert hat, wird es eben teurer.“ Heute hat man zum Beispiel mit 601 Straßenbahnwagen und Bussen gerade mal fünf Gefährte mehr als 1980. Dann auf einen Haps 78 Niederflurstraßenbahnen kaufen zu müssen, belastet natürlich das BSAG-Säckel.

cis