Lärm von Dieselloks rund um die Uhr

■ Bahn kann für Baustellentransporte zum Potsdamer Platz keine E-Loks einsetzen / Auch nachts Lärm vom Gleisdreieck

Je näher der Baubeginn für die Gebäude am Potsdamer Platz und die drei Tunnel unter dem Tiergarten rückt, um so deutlicher zeichnet sich ab, daß die Anwohner der Bezirke Tiergarten, Schöneberg und Kreuzberg mit erheblicher Lärmbelästigung rechnen müssen. Trotz der Versprechen von Politikern und Investoren, Unannehmlichkeiten so klein wie möglich zu halten, wird es weder möglich sein, die Baumaterialen zum und auf dem Gleisdreieck mit leisen Elektrolokomotiven zu transportieren, noch den Baustellenverkehr auf die Zeit zwischen 6 und 22 Uhr einzuschränken.

Über die Dauer von zehn Jahren werden auf dem Gleisdreieck, von dem Abfälle weg- sowie Material herantransportiert und weiterverarbeitet werden, täglich 24 Züge eintreffen. „Die Zugleistung ist so geballt“, erläuterte gegenüber der taz der Sprecher der Deutschen Reichsbahn (DR), Dirk Andreas, „daß die Bahn sich nicht einschränken kann“. Die Züge müßten auf den stark befahrenen Ausfalltrassen nach Wannsee und Wustermark in den regulären Verkehr eingetaktet werden, begründete der Sprecher einen Rund-um-die-Uhr-Verkehr. Außerdem dauere eine Entladung der Waggons auf dem Gleisdreieck mindestens eine Stunde.

Initiative protestiert morgen vor Daimler-Benz

Der Einsatz leiser und sauberer Elektrolokomotiven – von Bürgerinitiativen gefordert – ist nicht möglich, weil den Gleisen die Oberleitung fehlt. Aber auch Teile der Strecken innerhalb des Stadtgebietes seien nicht elektrifiziert, berichtete Andreas. Für einen Kilometer Oberleitung müsse rund eine Million Mark veranschlagt werden – auf Brücken und in Tunneln kämen weitere Kosten dazu. Hierfür seien Investitionen von mehr als 50 Millionen Mark nötig, die sich über die Dauer der zehn Jahre nicht rechnen würden, sagte der DR-Sprecher. Die Reichsbahn-Direktion bemühe sich deshalb um lärmarme Dieselloks, mit denen wenigstens laute Rangierlokomotiven ersetzt werden könnten.

Die Bürgerinitiative AG Gleisdreieck fordert, daß Lärm und Schadstoffe auf dem Gleisdreieck während der Bauzeit gemessen werden. Auch Schallschutzwände sollten an der westlichen Seite der Gleisdreiecks an der Flottwellstraße gebaut werden, um den Lärm der Laster zurückzuhalten, die dort auf einer eigenen Baustraße vom Beton- und Stahlbiegewerk über eine neue Brücke am Landwehrkanal zum Potsdamer Platz fahren. Bisher sind diese Wände nur unmittelbar am Kanal vorgeschrieben. Die AG will morgen um 17 Uhr vor Debis – die Daimler-Benz-Tochter gehört zu den Investoren am Potsdamer Platz – in der Potsdamer Straße 5 Baumstämme abliefern. Mit der Aktion will die AG darauf aufmerksam machen, daß ein Teil der auf dem Gleisdreieck bereits gefällten Bäume unerlaubt abgeholzt worden sind. Dirk Wildt