■ Mit Braunkohlebergbau auf du und du
: Arbeit statt Klimaschutz

Berlin (taz) – Als „Spatz in der Hand“ bezeichnete die Pressesprecherin der Mitteldeutschen Braunkohle AG (Mibrag) den gestern abgeschlossenen Verkauf des einen der zwei großen ostdeutschen Braunkohle-Bergbauunternehmen an ein anglo-amerikanisches Konsortium. Obwohl die Mibrag aufgespalten und nur ein Teil davon verkauft wird, so würden dadurch immerhin einige tausend Arbeitsplätze gerettet. Und das ist in der Bitterfelder Region schon eine ganze Menge.

Von früher fast 60.000 Jobs sind derzeit etwa 10.000 übrig, wovon die neuen Investoren zunächst 3.600 übernehmen. Drei Tagebaulöcher wollen die britische Firma NRG Energy und die US-amerikanischen Unternehmen PowerGen und Morrisen Knudsen weiterbetreiben, dazu zwei Brikettfabriken und drei Industriekraftwerke. Den Rest wickelt die Treuhand ab. Das wird übergangsweise noch einige Arbeitsplätze für die Sanierung der ausgebaggerten Flächen erhalten. Rund 6.000 Menschen werden derzeit in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt.

RWE, Bayernwerk und Preussenelektra, die unter Führung der RWE-Tochter Rheinbraun die Lausitzer Braunkohle AG Laubag übernehmen wollten, hatten die Mibrag verschmäht. Als die Treuhand die Mibrag daraufhin international ausschrieb, lenkte Rheinbraun ein und wollte nun plötzlich auch die Mibrag kaufen. Doch das Angebot der Briten und Amerikaner war besser – es versprach unter anderem eine Milliarde Mark Investitionen – und auch das Kartellamt sprach sich deutlich für diese Lösung aus.

Die neuen Eigentümer werden ihre Kohle wohl loswerden. Denn die Mibrag hat in den letzten Monaten langfristige Lieferverträge abschließen können. Ein neues Braunkohlekraftwerk in Lippendorf bei Leipzig soll beispielsweise Strom bis nach Bayern liefern, und auch die Buna-AG bekommt Strom aus Mibrag-Kohle.

Doch fordert diese Art der Arbeitsplatzsicherung ihre Opfer. Ganze Ortschaften müssen dem Tagebau weichen, etwa Heuersdorf im Kreis Borna. Geopfert wird auch der Umweltschutz. Nicht nur werden durch das weitere Abbaggern der Braunkohle ganze Landstriche verwüstet und die Altlasten von morgen geschaffen. Darüber hinaus widerspricht der Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken massiv dem Klimaschutz. Wird Strom mit Braunkohle statt mit Gas erzeugt, so verdoppelt sich fast der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid. Ein Konzept, wie Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen sind, gibt es jedoch nicht. Ersatzarbeitsplätze sind weit und breit nicht in Sicht. Nicola Liebert