Warum eine Architektur-Galerie?

taz : Frau Kammer, Sie haben nach 27-jähriger Ausstellungstätigkeit mit den Schwerpunkten Pop und Fluxus in letzter Zeit mehr Hamburger Maler, dann auch Möbelunikate gezeigt. Seit Dezember firmieren Sie als Galerie für Architektur. Warum?

Renate Kammer: In der Architektur finden ich und meine Partnerin Angelika Hinrichs zur Zeit eine Präsens, wie sie in der bildenden Kunst nicht so zu finden ist. Architektur beschreitet selbstbewußt neue Wege, geht das ganze soziale Feld komplexer an und hat so einen ganz neuen Stellenwert und wird in Zukunft in viel größerem Umfang als bisher in die Museen einziehen.

In Hamburg ist schon einmal der Versuch, eine Architekturgalerie aufzuziehen, gescheitert. Ulla Kloth begann 1990 mit Architektur, änderte aber dann ihr Programm zu Objekten und hörte bald auf. Was wollen Sie nun anbieten?

Ich glaube, damals war einfach der falsche Zeitpunkt. Alles um die Architektur ist verkäuflich, nicht nur die Zeichnungen und Modelle. Wir beraten auch Interessenten, die zu einem Baukunstwerk gelangen wollen, das heißt wir vermitteln den Kontakt zwischen Architekten-Künstler und Auftraggeber.

Wo sind die Schwerpunkte des Programms, wie geht es weiter?

Wir wollen internationale, innovative Baukunst vermitteln, auch durch Vorträge, Diskussionensveranstaltungen und die Katalogbuchreihe „Color of an architect“ (deren erste Folge über Peter Eisenman zur Ausstellung erschienen ist)..

Nach der jetzigen Präsentation von Eisenmann stehen nächstes Jahr der Londoner David Chipperfield, die Basler Herzog & de Meuron, Steven Holl aus New York und Martha Schwartz aus Boston auf dem Programm. Dazwischen wird es eine Austellungsreihe „Between“ geben mit jüngerer Kunst aus den Grenzbereichen zur Architektur. Die Künstler meines alten Programms betreue ich natürlich auch weiterhin.Fragen: H. Schiff