Hilfe im Container

■ Soziale Dienste Ost in „massiver Raumnot“

“Gehst Du mal für eine halbe Stunde auf den Flur?“ heißt es bei den MitarbeiterInnen des Amtes für Soziale Dienste Ost, wenn sie vertrauliche Beratungsgespräche mit KlientInnen führen möchten. „Massive Raumnot“, so lautet eine der Klagen bei der gestrigen Teilpersonalversammlung. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers werde nicht eingehalten, monierte der Personalrat, und auch der Datenschutzbeauftragte hat schon mehrmals die Unzumutbarkeit festgestellt.

Von den vorgeschriebenen 80 cm zwischen Schreibtischkante und Wand können die SozialarbeiterInnen nur träumen. Mittlerweile streiten sie sich schon um Garderoben-Räume. Es fehlen Besprechungsräume und eine Kantine. „Wie sollen wir unter diesen Bedingungen fachlich gute Sozialarbeit leisten?“ fragt eine Mitarbeiterin. Es sei für die KlientInnen unzumutbar, daß sie zum Teil auf dem Flur abgefertigt werden. „Ich laufe mit ihnen erstmal eine Viertelstunde durchs Haus – auf der Suche nach einem freien Raum!“

Insgesamt fehlen 90 Büros. Jetzt soll der fehlende Raum mit Containerbauten geschaffen werden. Heino Heinken, Leiter der Abteilung I, hört diesen Begriff gar nicht gern und spricht lieber von „Fertigbauten“. Dort sei im übrigen auch der dringende Datenschutz für die KlientInnen gewährleistet. Der Senator für Soziales habe sich seit 1990 um 8 Millionen für den Ergänzungsbau starkgemacht – aber das Geld fehlt. Die Leiterin der Dienststelle Dr. Sabine Müller-Hebenstreit hält die Container für eine Notlösung – die versprochenen 8 Millionen seien eben nicht bewilligt worden.

Buchstäblich ins Wasser fiel jedoch der Plan, den mit Galgenhumor inszenierten „Arbeitsplatz der Zukunft“ vor dem Eingang aufzubauen. Mit fossilen mechanischen Schreibmaschinen und verstaubten Aktenordnern wollen die verärgerten MitarbeiterInnen ihre Notlage demonstrieren.

Mit nagelneuer Technik soll dagegen ab Januar die programmierte Sozialhilfe (PROSOZ) eingerichtet werden. Mit einer „Fallzeit“ von 117 pro Jahr will das Amt die wirtschaftliche Hilfe rationalisieren. In düsteren Zukunftsvisionen sehen sich die MitarbeiterInnen noch in 10 Jahren in den Containern sitzen. S.L.