Peter Sellars' Aischylos-Inszenierung „Die Perser“ in Berlin

„Peter Sellars ist ein Krieger. Seine Schlachtbahn ist das Drama. Sein Schwert sind die Nachrichten von Amerikas weltweiten Fronten. In Deutschland bekannt wurde Sellars 1987 zum ,Theater der Welt‘ in Stuttgart. Sophokles' ,Ajax‘ war ihm der Krieg Amerikas gegen Nicaragua, Mozarts ,Cosi fan tutte‘ der Krieg Amerikas gegen Vietnam und ,Julius Cäsar in Ägypten‘ der Krieg Amerikas gegen Gaddafi. Jetzt, zur Eröffnung der Salzburger Festspiele, sah man Krieg gegen Saddam Hussein. Hussein heißt bei Sellars Xerxes, jener persische Feldherr, der 480 vor unserer Zeitrechnung die Seeschlacht bei Salamis verlor und von einer vernichtend kleinen griechischen Minderheit in die Flucht geschlagen wurde.“ Mit diesen Worten begann taz-Kritiker Arnd Wesemann seinen Bericht aus Salzburg vom 28.Juli. Als einziges Gastspiel in Deutschland wird „The Persians“ von Aischylos in einer Fassung von Robert Auletta und in der Regie von Peter Sellars von heute bis 12. und von 14. bis 18. Dezember jeweils um 20 Uhr im Hebbel-Theater (Stresemannstraße 29, Kreuzberg) zu sehen sein.

Gespielt wird in englischer Sprache – mit deutscher Untertitelung! Neben Howie Seago, der hier als Geist des verstorbenen Perserkönigs Darius zu sehen ist, spielen Cordelia Gonzalez (Atossa), Ben Halley jr. und Joseph Haj (Chor), Martinus Miroto (Bote) und John Ortiz (Xerxes).

PS: Arnd Wesemann fand, daß sich die Aufführung allzu pathetisch und distanzlos auf die Seite der Iraker schlage, schrieb von „bodenlosem Geschichtskitsch“, der „auf die Tränendrüse amerikanischer Kindernaivität“ drücken würde, und urteilte: „Da hilft nicht, daß der Krieg ein KZ in der Wüste ist. Und es hilft nicht, daß alle Betroffenheit und Wut über Mikrophon zu Lärm und Geschrei verstärkt wird. Es bleibt Theater an die falsche Adresse. Solches Theater dient, wie üblich, nicht, den Bürger zu bilden, sondern ihm den Status quo, auch seiner falschen politischen Instinkte, zu bestätigen.“ Ein Urteil, das ab heute abend überprüft werden kann. peko/Foto: Wolfgang Kirchner