■ Studentische Aktionstage in der gesamten Republik
: Das Spiel ist aus. Das Spiel beginnt.

Wenn in diesen Tagen die Studentinnen und Studenten der Republik Aktionstage gegen den Uni- Notstand veranstalten, dann ist das in jeder Hinsicht gerechtfertigt, nur: Wogegen können sich diese Aktionen noch richten? Bis zum „Basislager“ (so die Wissenschaftsorganisationen) für den „Vorgipfel“ am 11.11.1993 konnte man wenigstens hoffen, daß die Themenliste zu einem Aufwachen der verantwortlichen Politiker führt. Dann hätten die Kontroversen und Widersprüche sich an einer Liste dringend erforderlicher Maßnahmen abarbeiten können.

Das Standortgebrabbel, die Parteitage und das Spitzenbuffet vom 11.11.1993 haben gezeigt: die Karten der bisherigen Pokerrunde sind ausgereizt: Wir spielen nicht mehr das Spiel mit dem Namen: halbe Reform und kein Geld! Verantwortliche Politik braucht eine Bundesregierung, die angesichts von Wirtschaftskrise und Zerfall von demokratischen Verkehrsformen regiert, d.h. mit anderen Instrumenten als mit brutalem Sozialabbau auf die Bildungsbedürfnisse der Menschen reagiert. Dann erst kann man sinnvoll über den Zusammenhang von Wissenschaft, Technologie und erweiterte Standortinteressen reden. Wir brauchen eine glaubwürdige Politik in den Ländern, die vor Ort die Wissenschaftseinrichtungen, vor allem die Hochschulen, vor dem Kollaps bewahren und für die überfällige Reform öffnen hilft. Die Regierungen sollen endlich regieren – wie das einer Republik angemessen ist, und die Betroffenen sollen endlich ihre Nebenwidersprüche befristet an der Garderobe abgeben und sich darauf konzentrieren, was ihre Forderungen durchsetzbar und glaubwürdig für die Menschen im Lande macht:

Dazu muß es nicht gleich „runde Tische“ mit emphatischer Abwesenheit von Legitimation geben, dazu können ExpertInnenrunden unter Beteiligung aller betroffener Gruppen (Öffentlichkeit, Eltern, Medien nicht vergessen!) arbeitsteilig auf einen Wissenschaftsgesamtplan unter Einbezug der Forschung hinarbeiten, der wenigstens in Ansätzen sichtbar macht, was wir leisten können, wenn sich das Volk, dieses eine, gebildete, nostalgische, dichterdenkergeprägte Volk weiterhin offene Hochschulen, kritische Forschung und die Option einer umwelterhaltenden Technik leisten möchte.

Aktionstage bringen's vielleicht nicht, aber sie könnten diesmal wenigstens die Einsicht in die Notwendigkeit bringen, daß Hochschulpolitik wieder politisch werden und dem unfähigen Bündnis reagierender Bürokraten auf allen Ebenen entrissen werden muß. Wie soll denn das Volk sonst wissen, daß ihm die Hochschulen gehören? Michael Daxner

Rektor der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg