Afrikaner dürfen kein Blut spenden

■ Würzburger Uniklinik schließt AfrikanerInnen als HIV-Risikogruppe aus / BGA-Richtlinie wird überarbeitet

Berlin (taz) – An der Universitätsklinik Würzburg ist vor etwa drei Wochen eine äthiopische Krankenschwester von der Blutspende ausgeschlossen worden, obwohl sie alle sechs Monate einen HIV-Test machen läßt und schon seit langer Zeit nicht in Afrika war. Professor Dieter Wiebecke, der Leiter der Abteilung für Transfusionsmedizin, beruft sich dabei auf eine Richtlinie von Bundesgesundheitsamt (BGA) und Bundesärztekammer.

Danach sind Personen, die einer Risikogruppe angehören, von der Blutspende auszuschließen. Nach Wiebeckes Interpretation gehören SchwarzafrikanerInnen wegen des hohen Verbreitungsgrades des Aidsvirus grundsätzlich zu einer Risikogruppe. Der Leiter des Aids-Zentrums, Meinrad Koch erklärte, das Vorgehen der Würzburger Ärzte sei durch die BGA- Richtlinie „formal gedeckt“. Diese werde im Blutspendewesen jedoch unterschiedlich eng ausgelegt. Deshalb arbeite das BGA gegenwärtig an einer Präzisierung des Begriffes Risikogruppe. Von Kritikern wird der Begriff ohnehin nicht mehr verwendet, weil er ganze Gruppen pauschal zu Risikogruppen erklärt. Entscheidend für das Ansteckungsrisiko ist jedoch das individuelle Risikoverhalten.

„Sehr groß dürfte das Risiko einer HIV-Infektion bei der Äthiopierin nicht sein“, so die persönliche Einschätzung von Professor Wiebecke. Er hält den Ausschluß dennoch für „korrekt“. Die Würzburger Uniklinik schließe grundsätzlich alle Personen von der Blutspende aus, die nach 1977 aus Afrika eingewandert seien.

Wiebecke bedauerte, daß bei der Frau, die mit einem Deutschen verheiratet ist, der Eindruck entstanden sei, sie werde diskriminiert. Er zeigte jedoch Verständnis für PatientInnen, die verunsichert werden könnten, weil Schwarze an der Uniklinik zu Blutspenden zugelassen werden. Im TV seien in Zusammenhang mit dem jüngsten Aids-Blut-Skandal Bilder aus den USA gezeigt worden, „wo Puertorikaner und Schwarze Blut spenden, und die Verbreitung von HIV viel höher sei als in Deutschland. Die Patienten sehen nach diesen Aufnahmen unterbewußt ein erhöhtes HIV-Risiko, wenn sie Blut von Schwarzen erhalten.“ Er habe in letzter Zeit einige Anrufe von Eltern bekommen, die wissen wollten, ob ihre Kinder Blut von Schwarzen bekommen hätten. win