Zwölf Mönche für ein Hallelujah und ein Moskauer Kloster

Der Wind pfiff um St. Petri, als am Mittwoch abend ein gutes Dutzend Mönche in schwarzen Kutten und mit Kerzen in der Hand vor das Publikum traten und mit geistigen Gesängen spirituell ausgehungerte Herzen und die hohen Gewölbe der Kirche erfüllten. Nach Don Kosaken und singenden Rotarmisten sind nun die Mönche auf den Westtrip gekommen und beschwören die schwermütige Seele Mütterchen Rußlands. Mit gregorianischem Gesang finanzieren sie die Rubel für die Restauration ihres Klosters in Moskau. Im ersten Teil des Konzertes intonierten sie zum Teil über 1.000 Jahre alte Psalmen, Lobgesänge und Preisungen Gottes, der Gottesmutter oder der „Umarmung des Vaters“, ein Lied, das laut Programm die Weihung der jungen Mönche begleitet. Doch in der Kirche ohne Weihrauch-flair und mit kalter Neonbestrahlung vermochte die Archaik nur bedingt Ergriffenheit zu spenden, der Applaus zwischen den Liedern tat sein Übriges, die meditativen gleichförmigen und wunderlichen Gesänge in ihrer einstmals beabsichtigten erhebenden Wirkung zu stören, weshalb es in der Pause nicht verwunderte, daß man unbeschwert die Zigarrettenasche in die Kollekte schnippte. Nur die Fußkälte gab noch ein Gefühl der Kasteiung und gemahnte an mittelalterliches Leben in arschkalten Gewölben. jk