Revival stinkt

■ Heute in Bremen: Die süßen „Blumen am Arsch der Hölle“

“Revival stinkt“ hieß es auf der selbstbetitelten Debüt-LP der Blumen am Arsch der Hölle. Zwar war das Lied auf die wiedervereingten Punk-Ikonen Slime gemünzt; das ambivalente Verhältnis der fünf Hamburger zum Punk als solchen faßt der Songtitel aber trefflich zusammen. Vor zwei Jahren entstanden die Blumen mit dem unflätigen Namen aus den Ruinen der Ur- Punk-Kombos Das Moor und Angeschissen. Mittlerweile haben sie es geschafft, mit nur einem Album, das aus ideologischen Vorbehalten gegen die böse CD nur auf Vinyl erhältlich ist, den alten Punkrock deutscher Machart obsolet zu machen – und zugleich zu zeigen, wie der Deutschpunk der Neunziger auszusehen hat. In ihren Texten haben die Hanseaten das Durchhecheln der handelsüblichen Protestpalette weit hinter sich gelassen. Die Songs enthalten Alltagswahrheiten, auf die einfach nur noch niemand gekommen ist. Die Folge: Jenseits aller Liedermacher-Mentalität sind Blumensongs gegen Uhren oder Zäune, aber nicht plump gegen Nazis. Jenseits des Zwei-Finger-Powerrockakkords überrascht das Quintett auch musikalisch mit kurzen, schnellen Gewittern, die trotz aller Komplexität nie im Haarspray-Rock enden; daß spielerisches Können und Punk sich ausschließt, ist ein Achtziger- Klischee, mit dem die Blumen endgültig aufräumen. Fast traditionell wirken dagegen die Headliner des Abends: die Sloppy Seconds aus Indianapolis, sozialisiert von Siebziger-Größen wie Kiss, den Sex Pistols und den Ramones, spielen das, was Alteingesessene unter Punkrock verstehen – aber sehr ordentlich. Dritte im Bunde: Reverse aus England mit melodischem Hardcore. Beginn um „20.00 Uhr“ o.s.ä. im Wehrschloß. L.R.