„Ziemlich schockiert“

■ Neue Wege in der Drogenpolitik: BSR aufgeschlossen, Beauftragte skeptisch

Der Vorschlag von Selbsthilfegruppen und Drogenberatungseinrichtungen, von Fixern benutzte öffentliche Toiletten häufiger zu säubern, stößt bei Innenverwaltung und der Landesdrogenbeauftragten auf Ablehnung. Die Beauftragte Elfriede Koller zeigte sich gegenüber der taz „ziemlich schockiert“: „Wollen wir Fixer jetzt in öffentliche Toiletten abschieben?“. Klaus Zuch von der Innenverwaltung befürchtet Konflikte mit dem Betäubungsmittelgesetz. Denn Toiletten mit der Absicht zu reinigen, Junkies hygienische Bedingungen zu schaffen, begünstige den Konsum harter Drogen. Der Verein Fixpunkt hatte vorgeschlagen, die von Usern benutzten rund 30 öffentlichen Klos auch mit Notrufmeldern auszustatten, um im Notfall für eine schnellere Erste Hilfe sorgen zu können (siehe taz vom 10. Dezember).

Einem von Fixpunkt angebotenen Treffen mit Polizei, Berliner Stadtreinigung (BSR) und Vertretern der Politik stand gestern vor allem die Stadtreinigung aufgeschlossen gegenüber. Bernd Förster von der Betriebsleitung sagte, daß die Hygiene in den Bedürfnisanstalten „sicherlich verbessert werden kann“. Grundsätzlich sei man an einem „Runden Tisch“ interessiert, an dem die bisherigen Erfahrungen ausgewertet und ein weiteres Vorgehen besprochen werden sollten.

Auf Nachfragen räumte Zuch von der Innenverwaltung ein, daß ein alleiniges Säubern von Klos wohl noch keine Unterstützung strafbarer Handlungen sei – zumal die in 13 Toiletten angebrachten Spritzensammel-Container ebenfalls zu keinem Konflikt mit dem BTM-Gesetz führten. An einem Gespräch hatte er aber offensichtlich wenig Interesse. Drogenbeauftragte Koller zeigte ebenfalls keine Begeisterung und verwies bei der Frage der gesundheitlichen Vorsorge an die Senatsverwaltung für Gesundheit. Dirk Wildt