Rushdie: Schlüssel zur Lösung liegt in Deutschland

■ Laut USA blockiert die BRD Sanktionen

Köln (taz) – Nach seinem Gespräch mit Bundesaußenminister Klinkel redete Salman Rushdie gestern während einer improvisierten Pressekonferenz im Hause des Kölner Schriftstellers Günter Wallraff Klartext. Der Schlüssel zur Beendigung des iranischen Terrors gegen ihn und seine Verleger liege „in Deutschland“. Weil die BRD die intensivsten Beziehungen zum Iran pflege, verfüge Bonn zur „Lösung des Problems über mehr Macht als jedes andere Land der Welt“.

Während die amerikanische Regierung bereit sei, bis zur Zurücknahme des iranischen Mordbefehls gegen Rushdie Boykottmaßnahmen gegen den Iran zu initiieren, lehne die BRD dies nach wie vor ab. Bei seinem Gespräch mit Bill Clinton habe man ihm jüngst offen erklärt, daß vor allem die BRD und England Wirtschaftssanktionen verhinderten. Die USA hätten zum Beispiel vorgeschlagen, iranische Kredite einzufrieren.

Kinkel hat gegenüber Rushdie den „kritischen Dialog“ mit dem iranischen Regime verteidigt. Wenn die deutsche Regierung tatsächlich behaupte, daß sich durch ihre Politik die Menschenrechtssituation im Iran verbessern ließe, so Rushdie, „möchten wir die Ergebnisse sehen“. Daß der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), im Auftrag der Bundesregierung den iranischen Geheimdienstchef Ali Fallahjan empfangen habe, sei „ein gefährliches Signal“. Rushdie wörtlich: „Es könnte so aussehen, als verteidige man die Mörder.“ J.S.

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