Der 7. Sinn im Parkstadion

■ HSV verlor 0:1 gegen Schalke und gegen Bergers seherische Begabung

Zu den gern gestrickten Legenden der Fußballbundesliga gehört die von den Feuerwehrleuten. Von Trainern also, die immer dann den Höhepunkt ihres Schaffens erreichen, wenn es darum geht, eine Mannschaft vor dem Abstieg zu retten. Einmalige Motivationskraft wird ihnen unterstellt und die Fähigkeit innerhalb von kürzester Zeit die Stärken einer Equipe wachzuküssen. Als typischer Vertreter dieser Spezies gilt Jörg Berger, schnellverpflichteter Helmut-Schulte-Nachfolger bei Schalke 04.

Im mit 30.325 Zuschauenden gefüllten Parkstadion bewies Berger beim 1:0-Sieg gegen den HSV, daß weit mehr als bisher gemutmaßt dazu gehört, um als erfolgreicher Notnagel zu fungieren. „Ich hatte den 7. Sinn“, verkündete Berger nach dem Spiel in Anspielung auf die erfolgreiche Einwechslung des Schalker Spielers Scherr, der in der Schlußminute den Siegtreffer erzielte. Als Beweis für seine seherischen Fähigkeiten fügte er hinzu: „Ich habe gewußt, das, wenn ich ihn einwechsele, daß er dann das Tor macht. Dafür habe ich Zeugen.“

Benno Möhlmann, obwohl mit weniger Sinnen ausgestattet, war auch schon nach 45 Minuten bewußt, daß seine Equipe dieses Mal als zweiter Sieger den Platz verlassen wird. Valdas Ivanauskas, wiederspielberechtigter HSV-Stürmer, lief vollkommen seiner Form hinterher. Sturmkollege Karsten Bäron konnte gar nicht erst spielen, weil ein Grippevirus seine Verdauung in Konfusion versetzte. Die einzige Gefahr für das Schalker Tor ging von Thomas von Heesen aus, der in der zweiten Halbzeit zweimal das Gehäuse nur knapp verfehlte.

Gefährlicher indes die Schalker, die den in glänzender Manier haltenden HSV-Torhüter Richard Golz des öfteren prüften und auch ohne die Sinneserweiterungen ihres Trainers, die klar bessere Mannschaft waren.

Ärgerlich für Benno Möhlmann. Nur zu gern hätte sich der HSV-Trainer nach der bislang so erfolgreichen Saison auch mit einem Sieg „auf“ Schalke, wo die Hanseaten seit zehn Jahren nicht mehr gewonnen haben, in die Winterpause verabschiedet. „Ich bin schon sehr enttäuscht. Wir waren nicht bereit, die Wege nach vorn mit höchstem Tempo zu gehen“, erkannte Möhlmann und orakelt: „Es sind noch 14 Spiele und wir liegen nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Leverkusen... .“ kader