■ Kommentar: Avanti Dilettanti
Der Kotau vor Hamburgs Sozialdemokraten – auch Kooperationsvertrag genannt – hat ihren Segen bekommen, die Schäflein der „rebellischen Partei“ folgten ihrem Hirten. Sollte da etwa jemand noch etwas anderes erwartet haben, nach der lammfrommen Vorstellung der vergangenen Wochen?
Gut, mag man einwenden, die Statt Partei müsse sich nicht aus Prinzip den SPD-Essentials verweigern, wenn diese mit eigenen Auffassungen übereinstimmen. Doch selbst das konnte Wegner nicht überzeugend darstellen – drängte sich doch der Eindruck auf, daß die Polit-Neulinge aus schlichter Unkenntnis den Politphrasen und strategischen Inszenierungen der SPD auf den Leim gegangen sind.
Schlimmer noch als das Abnicken der SPD-Wunschliste ist jedoch, daß Wegner und Gefolgschaft jetzt auch verschleiern wollen, daß sie sogar ihr Grundprinzip der Gewissensfreiheit des Abgeordneten für die Regierungsbeteiligung geopfert haben.
Statt auf der Mitgliederversammlung eine offene Abstimmung über die Alternative „Mitregieren mit Fraktionszwang oder Prinzipientreue auf der Oppositionsbank“ herbeizuführen, leugnet Wegner die Tatsachen. Und tauft das ungeliebte Kind von Fraktions“zwang“ in Fraktions“disziplin“ um.
Dies lehrt uns: Manch eine Protestbewegung setzt in der Tat Maßstäbe. Sie fällt schneller um als man schauen kann. In nur drei Wochen wurden Grundsätze über Bord geworfen und selbst alte Politikhasen im Phrasendreschen übertroffen – da kann man nur sagen: Avanti Dilettanti! Sannah Koch
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