Schlagzeilen-Porno

■ „Bild“ hetzt gegen schwules TV

Hamburg (taz) – „Blow Up!“, ein schwules TV-Magazin, das gestern abend zum zweiten Mal im Hamburger Offenen Kanal (OK) auf Sendung gehen sollte, wird einstweilen nicht ausgestrahlt. Dies hatte die Hamburgische Anstalt für Neue Medien (HAM) schon im Rahmen einer Erklärung angekündigt, mit der sie sich vorrangig gegen Diffamierungen der Bild-Zeitung von vergangener Woche verwahrte. Das Springer- Blatt hatte drei Tage nach der ersten „Blow-Up“-Sendung mit irreführenden Schlagzeilen Stimmung gegen die Aufsichtsbehörde HAM und den gebührenfinanzierten OK gemacht: „Warum müssen wir für Knabensex bezahlen?“ Dazu wurden steckbriefartig die zwölf HAM-Vorstände sowie die Leiterin des OK abgebildet und quasi der Mittäterschaft an angeblicher Kinderpornographie beschuldigt.

In der betreffenden Sendung geht es freilich um Sex unter Männern. Sie stelle, so die HAM, „nach den gängigen Kriterien keinen Kinderporno dar“. Einzelne Szenen könnten allerdings als „jugendgefährdend“ eingestuft werden. Deshalb hätte erst ab 23 Uhr gesendet werden dürfen und nicht schon um 22 Uhr. Wegen dieses zeitlichen Verstoßes würden die geplanten „Blow Up!“-Sendungen „bis auf weiteres ausgesetzt“ und „das Gespräch mit den Autoren gesucht“. Daß die Bild-Zeitung gesellschaftliche Minderheiten diskreditiert, um gleichzeitig auf die HAM einzudreschen, kommt nicht von ungefähr. Auf HAM-Direktor Dr. Helmut Haeckel ist der Springer/Kirch-Clan überhaupt nicht gut zu sprechen. Als Vorsitzender des Anti-Konzentrations-Arbeitskreises sämtlicher Medienanstalten ist Haeckel unerlaubten Verquickungen und Absprachen des Medienverbundes bei Sat.1, Pro 7, dem DSF und dem Kabelkanal hart auf den Fersen. uk