Innovative Jugendarbeit

■ In Düsseldorf sorgte das Skin-Projekt schon vor der Dresdner Randale für Streit

Düsseldorf (taz) – „Der Projektverlauf hat uns ermutigt, weiterzumachen.“ Diese Einschätzung, so fährt Fritz Pellander, bei der Düsseldorfer Arbeiterwohlfahrt (AWO) für das „Skin-Projekt“ zuständig, fort, „galt bis Samstag“. Nach der Dresdner Randale steht der unmittelbar für die Skins verantwortliche Sozialarbeiter „unter Schock“. Innerhalb der AWO galt das seit Anfang des Jahres laufende Projekt als „sehr erfolgreich“. In der Düsseldorfer Öffentlichkeit blieb es dagegen bis zuletzt umstritten. Vor allem die antifaschistische Szene der Stadt mochte darin keine Chance zur Umkehr, sondern eher zusätzliche Gefahren zur ideologischen Stabilisierung erkennen. Einer der Wortführer der Skins war zeitweise Mitglied der Düsseldorfer „Freien Wählergemeinschaft“, einer Abspaltung der „Republikaner“. Als Geschäftsführer diente dieser rechten Splittergruppe Thorsten Lemmer, ehemals Manager der neonazistischen Skinhead- Band „Störkraft“.

Bis Samstag fühlten sich die AWO-Verantwortlichen relativ sicher, auf einem guten Weg zu sein. Gerade bei dem rechten Leitwolf der Skin-Gruppe habe es Anzeichen gegeben, sich von der Neonazi-Szene zu lösen. Insgesamt habe das Projekt – dazu zählte ein wöchentlicher Sporttreff ebenso wie einzelne Beratungsgespräche – das Gewaltpotential der Gruppe gedämpft. Zu dem unmittelbar verantwortlichen Sozialarbeiter sei eine „Vertrauensbeziehung“ entstanden, so daß der Trip nach Dresden verantwortbar erschien. Offenbar eine Fehlkalkulation, denn die dortige Gewaltorgie wußte auch die „Vertrauensperson“ nicht zu stoppen. Das mit insgesamt 10.000 Mark vom Landschaftsverband für besonders „innovative“ Jugendarbeit geförderte Projekt, war in der Vergangenheit auch von den Düsseldorfer Grünen „stillschweigend toleriert“ worden. Grundsätzlich hält Norbert Kasch vom Jugendamt der Stadt es weiterhin für richtig, „mit rechten Jugendlichen pädagogisch zu arbeiten“. Die Chance, auf diesem Wege Einstellungen zu verändern, müsse man wahrnehmen. J. S.