„Vögeln in Gaststätten nicht erlaubt“

■ Düsseldorfer Ordnungsamt will Schwulensauna schließen

Düsseldorf (taz) – Ein Häuflein gebrauchter Kondome wurde der Düsseldorfer „City-Sauna“ zum Verhängnis. Die bei einer Routinekontrolle entdeckten „Lümmeltüten“ veranlaßten das städtische Ordnungsamt, dem Schwulentreffpunkt die Anfang des Jahres mündlich erteilte Gaststättenkonzession wieder zu entziehen. Nach dem Willen der Moralwächter soll noch vor Silvester in der „City- Sauna“ der Ofen aus sein.

Während die Schwulen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt bereits Unterschriften gegen die „schwulenfeindliche Stadtverwaltung“ sammeln, beruft sich Ordnungsamt-Chef Heinz Wiesmann rein formal auf das Bundesgaststättengesetz. Laut Paragraph 4 sei eine Konzession zu verweigern, wenn in einem Lokal „der Unsittlichkeit Vorschub geleistet“ werde. „Vögeln in Gaststätten geht nicht“, interpretiert Wiesmann diesen Satz. Gegenüber der taz versicherte er, daß die Verwaltung nichts dagegen habe, wenn Schwule sich in der „City- Sauna“ vergnügten, allerdings dürfe es dabei keinen Getränkeausschank geben.

Mit der gesetzlichen Vereinbarkeit von Sekt und Sex wird sich nun der Beschwerdeausschuß des Düsseldorfer Stadtparlaments beschäftigen. Sauna-Geschäftsführer Hannsjörg Lawrentz hat sich mit der Bitte an die Abgeordneten gewandt, den absurden Bescheid des Ordnungsamtes aufzuheben, und stieß bereits bei Grün-Alternativer Liste und FDP auf offene Ohren. Bundesweit ist die Aktion der Düsseldorfer Moralapostel einmalig.

Nach Angaben der Homo-Zeitschrift Männer aktuell gibt es zwischen Flensburg und Zugspitze fast fünfzig Schwulen-Saunen mit Barbetrieb, in denen bekanntermaßen nicht nur geschwitzt wird.

Entsetzt über das Ordnungsamt zeigte sich vor allem die Düsseldorfer Aids-Hilfe. Sie begrüßte nicht nur den Fund der Kondome, sondern verlangte nach Erhalt der „City-Sauna“ aus Gründen der Prävention. Nur im einschlägigen Dampfbad könnten ansonsten schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen wie Bisexuelle und verheiratete Homosexuelle mit Aufklärungsmaterial versorgt werden. Saunachef Lawrenz hat deshalb das Landesgesundheitsministerium gebeten, ihn zur Auslage von Gummis zu verpflichten.

Die „Argumente“ des Ordnungsamts hält Hannsjörg Lawrenz für vorgeschoben. Die Verweigerung der Gaststättenkonzession sei eine „gezielte schwulenfeindliche Attacke“. In unmittelbarer Nähe der „City-Sauna“ liege nämlich eine weitere Sauna, die reibungslos als Bar und Bordell betrieben werde. Der kleine Unterschied: Hier verkehren Heteros. Micha Schulze