Some Like It Hollywood

■ Frank Daniel plauschte in den Zeisekinos übers „gute“ Kino

„Schon der Vorspann einer Komödie muß den Leuten die Angst nehmen, im Kino zu lachen“, erklärt Frank Daniel die Typographie und musikalische Untermalung der ersten Bilder von Some Like It Hot. Daniel ist Professor für Film an der University of Southern California und einer von Hollywoods berühmtesten Drehbuchdoktoren. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Paul Schrader und David Lynch.

Auch in Hamburg saß das Publikum, Bleistift gespitzt und Notizbuch parat, wißbegierig in angespannter Position. Man hatte sich gestern in den Zeisehallen zusammengefunden, um etwas über das Grundkonzept des vorangegangenen, zehntägigen Workshops für Drehbuchautoren zu erfahren. Anstatt jedoch mit zermürbenden und trockenen Theorien aufzuwarten, massierte der väterliche Kinoerzähler das Gehirn des interessierten Filmfreundes mit wohlklingenden Weisheiten. Ab und zu tut das gut, denn in Wirklichkeit scheint doch alles viel einfacher, als man denkt. Zum Beispiel seien Komödien genau das gleiche wie Tragödien: Drei Akte, acht Sequenzen und Aufbau der Spannung durch „advertisers“ und „suspense“.

Anhand Billy Wilders Klassiker sollte gezeigt werden, daß auch unbeschwertes Lachen das Ergebnis harter Arbeit ist. „Beim Filmemachen ist nichts dem Zufall überlassen“ entblößt er die im Publikum, die noch ein etwas romantisch-verklärtes Bild des talentierten Künstlers hegen. Nach einer kurzen Einführung in die Alchemie von Zahlenformeln und Drehbuchschreiben, entspannte sich die Atmospäre zunehmend, man lehnte sich zurück, versank in plauschige Kinosessel und lauschte seiner beruhigenden Stimme aus dem Off.

Diese begleitete Tony Curtis und Jack Lemmon durch den Film und machte den Zuschauer auf den Gebrauch metaphorischer Konzepte, auf die variierte Wiederholung bestimmter Motive und auf zirkuläre Erzählstrukturen aufmerksam. Zudem befreiten Instruktionen des Meisters (“Irony, Irony“) zusammengefundene Pärchen von Ängsten, an falschen Stellen aufzulachen.

Wie auch Syd Field gehört Daniel zu den zeitgenössischen Filmmentoren, die nicht Kunstfertigkeit, sondern Handwerk betonen. Achtzig Prozent der Filme, die über deutsche Leinwände huschen, tragen das Siegel „Made in America“ und dies, so erklärt Daniel, „weil die deutsche Filmförderung und das deutsche ,Ich' sich noch immer gegen Filme sperren, die der Unterhaltung dienen.“

Die als mies empfundene Lage des europäischen Films trägt dazu bei, daß man sich besonders in Deutschland verstärkt an amerikanischen Lehren orientiert, die betonen, daß Kunst noch immer von Können kommt. Und da denkt die Welt wir Deutschen sind die Fleißigen...

Isa Ostertag