„Es regnet, aber unser Haus ist wasserdicht“

■ „Monitor“-Hinweise auf Dioxin in Schönberg: Umweltministerium dementiert

Das Schweriner Umweltministerium dementiert nach Leibeskräften, die Gutachter hüllen sich in eisiges Schweigen. So reagierten die Verantwortlichen auf die gestern in der taz veröffentlichten Vorwürfe des ARD-Magazins „Monitor“, der Schweriner Umweltminister Frieder Jelen habe die Ergebnisse eines von ihm in Auftrag gegebenen Gutachtens auf den Kopf gestellt.

Jelen hatte am 7. Dezember behauptet, die Gutachteruntersuchung hätte „keinerlei Hinweise“ darauf ergeben, daß in der Mülldeponie Schönberg mindestens 41 Fässer mit dem Seveso-Gift verbuddelt wurden. Nach „Monitor“-Informationen hatte aber die an dem Gutachten beteiligte Celler Firma „Golder Associates“ gegenüber Ennio Rota, einem Mitglied der italienischen Seveso-Untersuchungskommission bestätigt, sie habe deutliche Hinweise auf einen Verbleib der Seveso-Fässer in Schönberg gefunden.

Alles falsch, behauptet das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern. Die Celler Gutachter hätten dem Ministerium schriftlich versichert, die Rota zugeschriebene Aussage sei „falsch und nicht zutreffend“. Auch ein internes Schreiben aus dem Gutachterverbund, das der Monitor-Redaktion vorliegt, „existiere nicht“. Die in einem Zeitungsbericht veröffentlichte Aussage der ebenfalls an dem Gutachten beteiligten Firma „Hydrogeologie Torgau“, sie „könnten die Fässer finden“, nur ihr „Auftrag reichte nicht so weit“, klassifiziert „Golder“ laut Umweltministerium als „völlig unverständlich“ ab.

Die Celler Gutachter, auf deren Aussagen das Umweltministerium in seiner Stellungnahme sich mehrfach bezieht, bekamen gestern einen Maulkorb verpaßt – oder verpaßten ihn sich selbst. Die Telefonzentrale von „Golder Associates“ betonte, sie habe die „Anweisung bekommen, keine Medienanfragen an die mit dem Gutachten befaßten Mitarbeiter unseres Hauses weiterzuleiten.“ Kommentar einer Mitarbeiterin: „Es regnet, aber unser Haus ist wasserdicht“. M. Carini