■ Urdrüs wahre Kolumne
: Bei mir eine köstliche Wurst!

Wer aus Liebe zu Bruder oder Schwester Tier noch mit der Entscheidung für den Weihnachtsbraten hadert, sollte vielleicht noch die Sichtweise des Schlachtermeisters Otto Meinert (41) einbeziehen, der gestern in BILD Bremen unter dem Titel „Daran glaube ich“ bekennt: „Was für den Bildhauer der Stein, ist für mich das Rind. Beim Bildhauer entsteht eine kostbare Skulptur, bei mir eine köstliche Wurst. Ich töte gerecht, sauber und fair. Ich veredle das Fleisch mit meinem Messer.“ Amen.

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Sonderpostenläden sind ein bizarres Fenster in die Wirklichkeit unserer wahnhaften Zeit. Die Warengesellschaft präsentiert sich hir nicht nur in verblichenen Plastikwannen aus Überproduktion und angerußten Badematten aus dem Versuch, Marketing durch Versicherungsbetrug zu ersetzen. Nein: Sonderpostenläden sind auch triumphale Dada- Börsen denkwürdigsten Designs! Hier findet Karl Valentins pelzbezogener Zahnstocher seine kongeniale Antwort in den Kehrbesen mit eingebauter Spieluhr oder in den Sexpuppen, die auch als Wärmflaschen nutzbar sind. Gestern aber in einem solchen Geschäft die Krönung des Absurden: Liegt da in einem Kasten wie achtlos und sehr verführerisch arrangiert eine Vielzahl von rosa Plastikkeilen mit einem Rädchen aus Hartgummi dran - und das für nur 99 Pfennig pro Stück. Und was antwortete die Verkäuferin, nach dem Nutzen des wohlfeilen Artikels befragt? „Das wissen wir nicht, das kommt von der Zentrale.“

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Hallo Brigitte! Dreyer natürlich. Nachdem die große alte Dame der Landeszentrale für Popornitopolitologie nun mit der DAG-Niederlage bei den Angestelltenkammerwahlen des Präsidetninnenamt verfehlte und damit dem örtlichen Kabarettismus eine bittere Schlappe zufügte, konnte sie wenigstens auf ihrem sorgfältig inszenierten Euro-Kongreß präsidieren. Dabei sorgte sie auch fürs musikalische Rahmenprogramm - und engagierte dafür die Folk- Combo „Big Matten“ mit der ausdrücklichen Auflage im schriftlichen Vertrag: „Das Lied von der bösen Schwiegermutter darf nicht gespielt werden“. Und am Wochenende wieder ein Seminar zur politischen Bildung: „Die Freiheit der Kunst im Lichte der Sozialdemokröte.“

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Noch ein Geschenktip erwünscht? Der Artikeldienst „Neues rund um den Bund“ von der Bonner Hardthöhe empfiehlt in diesen Tagen den repräsentativen bildband „Deutscher Unterstützungsverband Somalia“. Mit 400 Fotos, davon 40 doppelseitigen Farbaufnahmen, liefert Oberstleutnant Rolf Bardet „eine eindrucksvolle Dokumentation des Lebens der Bundeswehrsoldaten vor Ort, aber auch der Landschaft und der einheimischen Menschen des Einsatzgebietes Beled Weyne“. Und das für nur 98 Mark, Soldaten die Hälfte. Man halte im Bücherregal schon mal ein paar Meterchen für die Folgebände frei.

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Trottet ein glühweinschwerer Weihnachtsmann über den Bremer Weihnachtsmarkt und fängt direkt hinter einem Imbißstand an, freihändig Wasser abzulassen. Daß er ausgerechnet dabei noch „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ intoniert, beleuchtet einmal mehr die Tatsache, daß die bei Karstadt veranstaltete Internationale Weihnachtsmänner-Tagung die Fragen von Etikette, Sitte und Moral offenbar nur unzureichend behandelt hat. So bitte wirklich nicht, meine Herren!

Ulrich Reineking-Drügemöller